Das Team Lotus-nach Ferrari zweitältester Formel 1-Rennstall-
erlebt 1994 seine letzte Grand Prix-Saison.
Seit dem Debüt im Jahre 1958 wurden 491 Rennen absolviert,
sechs Weltmeister fuhren auf Lotus und 79 Siege konnten errungen werden...
Dabei geht Teamchef Peter Collins recht optimistisch und mit großen Erwartungen
in das Rennjahr '94 - seine Rennwagen sind nun mit einem neuen Antriebsaggregat im Heck versehen.
Der Australier hat schon Ende 1993 Jackie Oliver ausgetrickst
und sich vor dem Ex-Arrows/Footwork-Teamchef und heimlichen Mitbewerber für 1994 den Mugen-Motor gesichert.
Das Mutterhaus HONDA liefert im Sommer tatsächlich einen komplett neuen Motor, mit dem es endlich aufwärtsgehen soll.
Zunächst werden aber die ersten Rennen in Übersee mit einem modifizierten Vorjahresmodell bestritten -
der Lotus 107C wird aber schon mit einem Mugen V10-Aggregat befeuert.
ONYX-Modell / Pedro Lamy / Lotus 107 C / GP Monaco 1994
Das Lotus-Team tritt beim ersten Lauf in Brasilien mit den beiden Vorjahres-Stammfahrern Johnny Herbert und Pedro Lamy an.
Der Portugiese ist hochmotiviert, wird aber nur an vier Rennen teilnehmen können -
bei Testfahrten in Silverstone wird er sich im Mai beide Beine brechen...
In Interlagos im März schaffen es zumindest beide Fahrer, sich zu qualifizieren.
Johnny Herbert steht auf Position 21 und Teamkollege Lamy in der vorletzten Startreihe auf Platz 24.
Im Rennen verläuft es für beide Piloten unspektakulär -
knapp verfehlt Johnny Herbert mit Platz 7 die ersten WM-Punkte und
Pedro fährt mit drei Runden Rückstand als Zehnter über die Ziellinie.
Auch beim Pacific-GP qualifizieren sich beide Piloten,
verfehlen abermals mit den Plätzen 7 und 8 wertvolle WM-Zähler.
Zum Auftakt der Europa-Tournee des F1-Zirkus in San Marino steht das Team schon knapp vor der Zahlungsunfähigkeit
und Johnny Herbert bemerkt ziemlich desillisioniert:
"Manchmal war das Geld da, um Formen für neue Teile anzufertigen -
aber keines, um diese Teile dann auch tatsächlich zu bauen..."
In Imola stehen beide Piloten ein weiteres Mal im letzten Drittel des Starterfeldes,
aber nachdem am Rennsonntag die Startampel auf Grün schaltet,
schrottet Pedro Lamy noch vor der ersten Kurve sein Arbeitsgerät (siehe auch "Williams-Team 1994")
Mein Lamy-Originalautogramm
In Monte Carlo tritt für das Training erstmals ein Tempolimit für die Boxenanfahrt und auch die Ausfahrt in Kraft -
die Geschwindigkeit der Rennwagen wird durch die FIA auf 50 km/h beschränkt.
Pedro Lamy weiß von nichts und rollt samstags mit 115 km/h durch die Boxengasse-
die 5000 Dollar Bußgeld sind ein harter Schlag für die potentiell klamme Teamkasse !
Der Lotus-Pilot kommt aber mit dem 19. Platz im Starterfeld zur persönlich besten Plazierung für eine 94'er Startaufstellung -
nichts ahnend, dass es sein letzter Grand Prix für das Lotus-Team werden sollte....
Den Monaco-Klassiker beendet Pedro Lamy als Elfter und Letztplazierter,
denn von 24 gestarteten Fahrern sehen dreizehn nicht die Ziellinie.
ONYX-Modell / Pedro Lamy / Lotus 107C / GP Monaco 1994
MUGEN-HONDA hält Wort und ein neues japanisches Kraftpaket debütiert zum Italien-GP in Monza.
Der neue Zehnzylinder ist wesentlich leichter und auch stärker als das Vorgänger-Modell.
Die Leistung liegt mit 740 PS aber noch deutlich unter den abrufbaren 780 PS des Renault-Motors von Williams.
Zuvor präsentiert das Team den neuen Lotus 109,der sich aber beim genauen Hinschauen als reiner Blender erweist:
aus finanziellen Gründen ist der "109" nicht mehr und nicht weniger als ein modifizierter "107"....
Johnny Herbert ist dennoch der heimliche Held des Trainings im "Autodromo Nazionals di Monza" -
dank des neuen Mugen-V10 steht der Brite nach dem letzten Qualifying in der zweiten Startreihe !
"Jetzt stimmt die Balance des Wagens und
es macht wieder Spaß, zu fahren..."
SPARK-Modell / Mika Salo / Lotus 109 / GP Japan 1994
Der Vergleich:
Lotus 109 (links) gegen Lotus 107C
Während Teamchef Collins auf ein gutes Abschneiden im sonntäglichen Rennen hofft,
kämpft er hinter den Kulissen gegen seinen Marketing-Beauftragten.
Dieser wird am Monza-Wochenende gefeuert,
als bekannt wird, dass er gegen Collins arbeitet,
um den Rennstall gemeinsam mit Benetton-Chefingenieur Tom Walkinshaw zu übernehmen....
Als am Sonntag die Ampel in Monza grünes Licht und freie Fahrt gibt,
ist die Fahrt für Johnny Herbert schon nach wenigen hundert Metern zu Ende.
Eddie Irvine knallt mit seinem Jordan kurz nach der ersten Schikane in's Lotus-Heck
und Herbert's Wagen stellt sich sofort quer !
Chaos, rote Flaggen und gegenseitige Schuldzuweisungen sind die Folge.
Irvine gibt Herbert die Schuld, da dieser seiner Meinung nach "unerwartet früh" bremst -
die Rennleitung sieht dies anders und verbannt den Iren für den zweiten Start in die letzte Reihe.
Johnny Herbert muss für den Neustart in's Reserveauto steigen -
dieses ist aber ein "109er" mit dem alten und übergewichtigen Mugen-Motor !
Weil Teamchef Collins bis zuletzt auf eine schnelle Reparatur des lädierten "Super-Lotus" hofft,
läuft für den Fahrzeugwechsel die Zeit davon und letztendlich
muss Johnny Herbert aus der Boxengasse starten !
Ein offizielle Lotus-Autogrammkarte mit gedrucktem Zanardi-Schriftzug
Beim zweiten Anlauf kollidiert Lamy-Ersatzmann Alessando Zanardi mit seinem Lotus
mit Verstappen's Benetton und Morbidelli's Footwork gleich in der ersten Runde.
Der zweite Lotus mit Johnny Herbert rollt dann in der 14.Runde aus -
ein Lichtmaschinenschaden beendet die Dienstfahrt des leidgeprüften Briten.
Nach zwölf von sechzehn Rennen hat das Lotus-Team immer noch
keinen einzigen WM-Punkt erreichen können....
Der zahlungsunfähige Rennstall beantragt im September freiwillig den Konkurs,
um einen Ausverkauf des Teams zu verhindern.
Das "Filetstück" Herbert wird durch einen gerichtlich eingesetzten Verwalter für ein Rennen an Ligier "verkauft" -
beim Europa-GP in Jerez tauschen Eric Bernard und Johnny Herbert die Cockpits.
Teamchef Peter Collins erfährt noch später als sein Fahrer von diesem Tausch...
Um das komplette Fahrerfeld für die letzten beiden Läufe in Suzuka und Adelaide an den Start bringen zu können,
muss FOCA-Chef Bernie Ecclestone die Transportkosten des Teams übernehmen.
Offene Reisekosten werden ebenfalls erlassen und ein neuer "Gastfahrer" debütiert in Japan:
der Finne Mika Salo kann die Teamkasse um einige Dollar auffüllen.
SPARK-Modell / Mika Salo / Lotus 109 / GP Japan 1994
Auch bei den letzten Läufen werden keinerlei WM-Punkte eingefahren -
Mika Salo wird in Japan Zehnter und fällt in Australien aus.
Johnny Herbert indessen fährt die letzten beiden Rennen schon im Benetton.
Im Herbst 1994 vollzieht der gerichtlich eingesetzte Konkursverwalter die Auflösung des Teams
und Anfang 1995 ist das TEAM LOTUS Rennsportgeschichte.
Jedoch sollte zumindest der Name "Lotus" schon 1995 und
nach 2010 noch einmal in die Formel 1 zurückkehren...