Das Modell wurde im Vorfeld ja bereits heiß diskutiert, nach Fotos beurteilt fand ich ihn bis auf wenige Kritikpunkte nicht so schlecht (wie manch anderer, gerade auf FB wurde er ziemlich zerrissen).
Nun steht er vor mir und ich versuche mal ganz objektiv meine Eindrücke zu teilen.
Erste Enttäuschung: Schon vor dem Auspacken flog ein Scheibenwischer lose im Karton umher. Zum Glück stellt so ein Kleinteil nun keine weiteren Schäden an aber unnötig ist das trotzdem.
Türen und Hauben sind dafür mit Klebesiegeln gesichert, die sich auch leicht und rückstandsfrei abziehen lassen. Nicht ganz so rückstandsfrei zeigt sich die Lackierung als solche. Es fanden sich mehrere Stellen/Kanten mit einem angetrockneten weißen Belag wie Politur, stellenweise recht hartnäckig, lässt sich aber wegrubbeln. Nicht wegrubbeln lassen sich diverse Kleberückstände rund ums Modell (zeige ich noch im Bild), das ist definitiv nicht gewohnter Norev-Standard.
Ansonsten erster positiver Eindruck: Die Lackierung ist deckend, gleichmäßig und (im Gegensatz zum grauen CSL-Fotomuster) ohne Farbunterschiede, was gerade beim schwierigen Phoenixgelb nicht selbstverständlich ist.
Dann die zweite Enttäuschung: Passung der Fronthaube. Zumindest bei meinem Exemplar verfügt sie über sehr unterschiedliche Spaltmaße. Während sie auf der Fahrerseite perfekt bündig anliegt, kann man auf der Beifahrerseite eine Herde Schweine durchtreiben...
Mal sehen, ob das an innerer Justierung liegt und behoben werden kann. Die dicken Dogleg-Scharniere saßen beim ersten Öffnen der Haube (trotz herausquellendem Fett!) sehr stramm.
Nachfolgend zwei markierte Stellen (von mehreren) mit Sekundenkleber-Überschuss:
Auf dem letzten Foto sieht man auch gut das Hauptproblem am "finsteren Blick": Der silberne Blinkerreflektor ist viel zu klein, der müsste vollflächig coloriert sein und bis an die Rundung der Hauptlinse heranreichen. Zudem ist das Deckglas beim Vorbild in diesem Bereich strukturiert und nicht klarglasig. Das wird eine der ersten Maßnahmen in meiner Änderungskur sein, hätte man aber bereits werkseitig einfach und schnell besser lösen können, wenn man einfach genauer hingeschaut hätte.
Weiter im Rundgang...
Fragwürdig und unnötig ist die Privacy Verglasung, die gab es ab Werk noch nicht und macht das Modell in meinen Augen auch nicht irgendwie schöner. Keine Ahnung was man sich dabei gedacht hat.
Überzeugen können dafür die (Facelift)Heckleuchten sowie die gesamte Formwiedergabe...
...bis auf die Felgen! Hier zeigt NOREV erneut kein gutes Händchen in der Umsetzung. Größe, Farbe/Finish und Form sind leider daneben!
Dass die Räder im Gesamtdurchmesser zu groß sind, zeigt sich schon an der Tatsache, dass die Vorderräder sich nicht weiter einschlagen lassen als auf den Bildern, die Reifen stoßen sofort an die Radhaus-/Schürzenkante.
Zur Colorierung: die Styling 67 war (Ferric)Grau lackiert mit polierter Front, Norev hat sie einfarbig silbern lackiert, wodurch sie ihre typische Charakteristik leider vollständig vermissen lässt.
Noch schwerwiegender aber: die hintere Felge war 1,5 Zoll breiter mit einer völlig anderen ET und entsprechend mehr Tiefbett. NOREV hat zwar die unterschiedlichen Breiten samt Mischbereifung umgesetzt, optisch die Felgen aber vorn und hinten identisch. BIG FAIL!
Der Unterboden: joar, reicht! Mehr muss da für mich nicht unbedingt zu sehen sein, wobei Triple9 zeigt, was selbst eine Preisklasse darunter möglich ist (ok, dafür spart man dort an anderer Stelle). Fair enough!
Schön finde ich z.B. wieder die Endrohre, die mit ihrem Finish auf den ersten Blick metallisch wirken und auch ein ordentliches Format aufweisen.
Kommen wir zu den inneren Werten:
Grundsätzlich finde ich es sehr begrüßenswert, dass NOREV uns mit all-open BMW in dieser Preisklasse beglückt. Das ist in der heutigen Zeit leider nicht mehr selbstverständlich und mein Dank gilt da auch dem Initiator Modelissimo
Schon allein deshalb hoffe ich, dass das Modell (trotz Schwächen) ein Erfolg wird und den Weg für weitere Entscheidungen ebnet.
Denn DAS ist doch eigentlich, was man an einem Modellauto sehen möchte:
Was unter der Motorhaube zu erspähen ist, reicht mir für die Fahrzeugklasse absolut aus, denn wirklich "durchgucken" kann man in vollgestopften Motorräumen der letzten 2 Jahrzehnte sowieso nicht mehr. Mit zahlreichen Hinweisstickern ist man zudem um Details bemüht und dabei etwas übers Ziel hinausgeschossen. An der Haubenunterseite finden sich beim Original meines Wissens keine (jedenfalls an meinem E46 nicht) und die Plakette mit Fgst.-Nummer und Farbbezeichnung gehört da auch nicht hin, sondern auf den Dom. Apropos Dom... die Strebe stammt auch aus dem Aftermarket Sale. Geschenkt, wer sich nicht eingehend mit dem Vorbild beschäftigt, wird es nicht so genau nehmen.
Der Innenraum verfügt über Teppich und sogar bedruckte Schalter. Nur ausgerechnet dort, wo man nach dem Türöffnen als erstes draufguckt, an der Sitzverstellung, hat man sie "vergessen". Einstiegsleisten und Serviceaufkleber in den Türen können wieder versöhnen.
Im Bild schwer zu erkennen aber auch hier sind die Instrumente mit Glas verkleidet. Dass da bei FB jemand über ein zu großes Lenkrademblem klagt... naja
Gurte inklusive geätzter Schnallen hat das Modell übrigens auch, durch die dunklen Scheiben ist davon jedoch nichts zu sehen. Schade! Da ist der Aufwand dann unverständlicherweise an falscher Stelle.
Selbst an den Licht-/Regensensor hat man gedacht:
Zu guter Letzt noch der Kofferraum: Auch dieser ist mit Teppich ausgekleidet, selbst an der Haubenunterseite, vom Farbton allerdings arg hell. Die seitlichen Ablagen/Batterieabdeckung sind separat in Kunststoff ausgebildet.
Auch schön: die Innenseiten der äußeren Leuchten hat man vorbildgerecht geschwärzt, was nun wirklich nicht selbstverständlich ist. Das kam den Werkern wahrscheinlich so ungewöhnlich vor, dass sie es umgekehrt an den inneren Leuchten in der Klappe wieder gelassen haben.
Wie fällt nun mein Fazit aus? Gemischte Gefühle!
Viel Licht aber ehrlicherweise auch Schatten.
Hat es ihn gebraucht? Ich bin dankbar für die Initiative und grundsätzlich froh, noch eine "preiswerte" (im wahrsten Wortsinn) Alternative zu Kyosho und Autoart zu haben.
Ist er besser oder schlechter? Das muss jeder für sich entscheiden, für mich hat jedes dieser Modelle Vor- und Nachteile, perfekt ist keiner von ihnen.
Etwas ärgerlich ist nur, dass mancher "Fehler" ohne nennenswerte Mehrkosten aber etwas genauerer Recherche vermeidbar gewesen wäre und das Modell ohne großen Aufwand noch besser hätte dastehen können.
Und nun bin ich gespannt auf euer Urteil!