Ford Consul GT - Touringcar Models: Epilog

  • Gut aufgedröselt. :sehrgut:


    Zudem kann ich erst jetzt festklopfen, was mich am graden Kuppee schon immer störte.

    Also am Vorbild, nicht am Modell.


    Dieser Pseudocabrio Effekt, der den ganzen (objektiv unsinnigen) Vinylkrempel überhaupt erst ins Rollen brachte, ist beim schrägen Facelift hinfort.

    So wie hier sieht kein Cabriodach aus.

    Da hat die Vinylidee sich komplett verselbstständigt.

  • Witzig, beim Thema Hüftschwüngling und Gradliner herrscht ungewohnte Einigkeit. :zwinkern:

    Hierzu habe ich keine Position, mir gefallen beide , mich interessiert da eher, wie sie es gelöst haben und ich finde, sie haben es ganz anständig gelöst.

    Dieses "Es", das ich hier meine, ist eine Geisteshaltung, auf die damals offenbar insbesondere Ford Deutschland nach dem Flop des P7a empfindlich reagierte und entsprechend auch diese Baureihe begradigte, und die sich am besten in den Worten des ewigen Oswalds erklärt:

    "Ford Consul (1972 - 1974)

    Ford Granada (ab 1972)


    (...) Angeboten wurden beide Serien zunächst als Limousine und als Turnier (Kombi) mit 4 Türen sowie als Fastback-Limousine mit 2 Türen.

    Letztgenannte Ausführung sollte eine Zweitüren-Stufenheck-Limousine erübrigen, doch der Markt zwang dazu, diese ein Jahr später doch noch nachzuschieben und die Fastback-Limousine wieder wie gewohnt als Coupé anzubieten.

    Dieses wiederum entsprach in seinem ursprünglichen Aussehen mehr dem englischen als dem deutschen Geschmack, weshalb die schwulstigen Rundungen und der Hüftknick an der hinteren Partie des Wagens ab Januar 1974 begradigt wurden."


    Werner Oswald, Deutsche Autos 1945 - 1975, ISBN 3-87943-391-7



    PS: Ich dachte, Vinyldächer seien eine -das sage ich jetzt mal so- typisch angloamerikanische Reminiszenz an die Kutschenära, bzw. die Frühzeit des Automobilbaus, als die Kisten auch noch wie Motorkutschen aussahen.

    Ein "Landaulet"-Look.

    Da gab es ja noch mehr. Speichenräder, Kühlerfiguren auf kaminsimshaft stehenden Kühlergrills in Vorkriegslook (alle Amis der End70er und 80er, Mercedes, Jaguar, Rolls Royce, viele BMC Modelle der 60er (Austin, Morris, MG, Wolseley usw.) , in den USA auch gern mal Continentalkit ( hinten extern gelagerter Ersatzreifen, bzw. dessen Visualisierung durch eine entsprechende Ausbeulung im Kofferraum.


    Prototypisch sei hier der Lincoln Continental genannt.

    Da haben sie zwischen 1970 und 1980 alles verbaut.

    Kutschenhaftes Vinyldach mit zusätzlichem Landaulet-Ornament in der C-Säule, Continental-Kit, Kaminssims-Chrommonster-Grill mit Figur, Speichenräder-Look und noch einiges mehr. Der komplette Klimbim, den ich nicht mag, Ekletizismus pur.

    Der Rover P6, den ich grundsätzlich superschick finde, hatte ja zum Vinyldach gern auch noch das Reserverad auf dem Kofferraumdeckel.

    Aber wie gesagt: Rover P6 finde ich grandios, dem verzeihe ich auch das ledern eingewickelte Reserverad.

  • Genau auf den Link, bzw diesen Vergleich bei Classic Trader, hatte ich vor ein paar Tagen hingewiesen.


    Deutlich zu erkennen ist, dass sich am Modell entweder das Dach zur A Säule nach unten neigt und der Türrahmen ebenfalls, was beides nicht in dem Maß beim Original der Fall ist.


    Ansonsten ist es wirklich ein tolles Modell. Wie auch schon der Commodore. Aber ich persönlich lege mein Hauptaugenmerk auf die korrekte Form. Originalfarben, oder unterschiedliche Nuancen sind mir beispielsweise nicht wichtig.


    So hat jeder seine Vorlieben und gibt sein eigenes Geld für sein Hobby aus. Daher denke ich, über Geschmack lässt sich sympathisch tolerant diskutieren. Aber Fakten bleiben Fakten.

    Nicht ärgern, nur wundern

  • (...) Angeboten wurden beide Serien zunächst als Limousine und als Turnier (Kombi) mit 4 Türen sowie als Fastback-Limousine mit 2 Türen.

    Letztgenannte Ausführung sollte eine Zweitüren-Stufenheck-Limousine erübrigen, doch der Markt zwang dazu, diese ein Jahr später doch noch nachzuschieben und die Fastback-Limousine wieder wie gewohnt als Coupé anzubieten.

    Dieses wiederum entsprach in seinem ursprünglichen Aussehen mehr dem englischen als dem deutschen Geschmack, weshalb die schwulstigen Rundungen und der Hüftknick an der hinteren Partie des Wagens ab Januar 1974 begradigt wurden."


    Werner Oswald, Deutsche Autos 1945 - 1975, ISBN 3-87943-391-7

    Ich war ja in meinem Leben einige Male in England und kenne sowohl englische Autos wie englische Menschen. Was allerdings am Zweitürer von 1972 bis 1974 "mehr dem englischen als dem deutschen Geschmack" entsprochen haben mag, dieses Geheimnis wird der gute Werner Oswald mit ins Grab genommen haben. Schließlich gab es auch in GB in den 60er und 70er Jahren neben Qualzuchten wie Hillman Avenger, Morris Marina und Ford Cortina TC mindest ebenso viele schlicht und zurückhaltend gezeichnete Fahrzeuge wie in Deutschland.

  • 120y : Da muss ich dir vehement widersprechen.

    Damals gab es in GB mehrheitlich so gar nicht schlicht gestaltete Fahrzeuge.

    Fast alle waren so ornamentiert, wie Oswald es nicht mochte.

    Geh mal durch:

    Alle Ford, von Anglia und Ford Zephyr und Zodiac bis Granada 1, Vauxhall Viva bis Victor/Ventora, alle mit Hüftschwung (fast alle dieser Vauxhall todschick, wie ich finde), Rover P5, Rover P6 (auch todschick, ich mag es ja), die ganze BMC und BLMC Palette (Morris, Austin, die ganzen Roadster von MG bis Austin Healey), Rolls Royce.


    Mir fallen nur dreieinhalb Autos ein, die wirklich reduziert waren im Sinne Oswalds:

    Der erste Range Rover, die Minis, Triumph Dolomite/2.0/2.5 und so halbwegs der Ford Cortina II.

    Ein Sonderfall ist die leider verhasste Princess: An sich auch oswaldisch modern schlicht, aber eben serienmäßig auch mit Vinyl.

    Irgendwas war in GB immer, die mochten es ornamental.


    Und wer hat die Princess in ziemlich guter Formwiedergabe gemacht: Cult Scale. :floet: :ja:


    PS: Gulf_LM : Der Cortina III war die Entsprechung des Knudsen-Taunus. Nicht des Consuls! Den gab es ja baugleich in GB! Erste Gemeinschaftproduktion, deswegen ja das Thema, dass der in D begradigt werden musste.

  • Ich sehe da keinen großen Unterschied zwischen D und GB in der Stylingphilosophie der frühen 70er. Den Hüftschwung hatten Viva II (der Viva III hatte dann wieder eine geradezu filigrane Linie) und die Rekord-/Commodore-Pendants von Vauxhall. Aber wir hatten da auch Rekord C, Ford P6 und P7a. Ob bei Ford oder Opel - der Hüftschwung entstammte dem Styling-Diktat der Mutterkonzerne.

    Und trotz leichtem Buckel im Bereich der C-Säule war der Cortina II von betörender Schlichtheit nicht nur im Vergleich zu unserem P6; selbst die letzten Zephyr/Zodiac waren geradlinig gestaltet.

    Die Morris-/Austin-Palette mit Mini, 1100/1300, Maxi, 1800/2200 war reduzierter kaum denkbar.

  • Ehrlich gesagt bringst du jetzt genau die Beispiele, die bestätigen, was ich sagte. :hae:

    Der letzte Zodiac hatte eine Hutze in der Haube. Hutze! 1972. An einer viertürigen Familienlimo.

    Und du sagst, der P7a 20M hatte das auch. Plus Hüftknick.

    Aber genau deswegen wurde der doch nach nur einem Jahr hektisch aus dem Verkehr gezogen. Wollten die Leute in D nicht, in diesem Fall war es nicht nur die Intelligenzia a la Oswald, der P7a verkaufte sich nicht gut, angeblich aus genau diesen Gründen.

    Und dann führst du den Rekord C/Commodore A an. Der ist tatsächlich eine Ausnahme, verkaufte sich brilliant. Der Ford P6 war schon komplett outdatet, aber er sprach wohl noch konservative ältere Menschen an und war relativ billig, bewährte Technik auch.

    In einer Zeit von K70 und BMW E12 und E3, Passat auch, fielen solche Autos, inklusive Rekord C, schon aus dem Raster. Dann kam ja auch prompt der Rekord D.

    Und in GB eben nicht, da sahen fast alle so aus.

    Ich meine, wenn ich einen Vauxhall Victor Series FD attraktiv finde, heißt das doch nicht, dass ich nicht verstehe, dass einer wie Oswald eher auf K70 Styling aus war. Der beurteilte sogar den schicken (und modernen) Audi 100 als zwar attraktiv, aber auch "konservativ".

    Und die Nachfolger Vauxhall FE und VX waren dann auch wieder so british as can be. Mit diesem Horrorkühlergrill, bei dem sogar ich auch wieder komplett raus bin. Das ging in eine völlig andere Richtung als die Gemeinschaftsproduktion Granada II. Letztere war pan-europäisch, Vauxhall ging wieder voll in die angloamerikanische Richtung! Wenn man Vauxhall FE und sein "Pendant" (eben nicht) Rekord D vergleicht, fällt der Styling-Unterschied, die unterschiedlichen Stilrichtungen, doch geradezu brutal auf.

  • Ich bezweifle nicht, daß es in Großbritannien um 1972 mehr Kuriositäten wie den hoffnungslos altmodischen (wunderschönen) Rover P5 (PM-Dienstwagen noch unter Maggie Thatcher bis 1980!) und designtechnische Verirrungen à la Vauxhall VX 4/90 gegeben haben mag als auf dem Kontinent. Ich wehre mich aber gegen Oswalds verallgemeinernde Aussage, das sei nun mal der englische Geschmack der damaligen Zeit gewesen. Was auf den Markt kommt, ist ja zunächst einmal der Geschmack der verantwortlichen Designer - angepaßt an produktionstechnische Vorgaben.

    Tatsächlich soll der frühe Hüftschwung-Zweitürer im United Kingdom gar nicht verkauft worden sein:

    "Later arrivals included the two-door Coupe. The UK received only the post-1974 revised Coupe, and that means we didn’t get the earlier, more Coke-bottle-inspired version." Quelle: https://www.aronline.co.uk/cars/ford/granada/

  • Sehr schöner Link, das mit dem Kuppee wusste ich nicht.


    Interessant, den Zephyr nachzulesen, ein hier obskures Auto aber berühmtes Matchbox Modell.

    Diese lange Nase.

    Als wäre der ein V12 Frontmittelmotor.

  • Sehr schöner Link, das mit dem Kuppee wusste ich nicht.



    Das war mir auch neu. Angesichts der hier aufgekommenen Diskussion aber habe ich mich zur Recherche veranlaßt gesehen, zumal ich mich (von eigenen Besuchen ab 1979 und von Fotos, Fernsehfilmen usw.) nicht daran erinnern kann, den Coupé-Zweitürer im Straßenbild in GB wahrgenommen zu haben.

  • Umso erstaunlicher, das die anglophilen Cultisten dann den teutonischen Granny nachgebildet haben.


    Wahrscheinlich Marktforschung, weil Schuco und Touring ihre Projekte gezeigt haben.

  • Witzig, beim Thema Hüftschwüngling und Gradliner herrscht ungewohnte Einigkeit.

    Ich tanze mal aus der Reihe, mir gefällt die begradigte Version besser.


    An und für sich ein schönes Modell, formal nicht 100%ig korrekt, aber doch gut als Consul/Granada erkennbar. Wäre ich aktuell im Kaufrausch, wäre der bestimmt dabei, aber irgendwie... :keineahnung:

    Aktuell werden viele schöne Sachen angekündigt oder landen in den Shops, die eigentlich voll in mein Beuteschema passen, aber in meine Vitrine schaffen sie´s dann nicht. Gut, da ist kein Platz, aber früher hat mich das ja auch nicht gestört. Hmmm... :hae:

    Natürlich kannst Du das wieder so machen, aber dann ist es halt wieder falsch.

  • Man wird halt älter reifer und weiser. :P

    { if $ahnung == '0' read FAQ; use SEARCH; ask GOOGLE; } else { use brain; make post; } or { give up }

    echo "No match: 'Brain'!"

    echo "Nichts geht schneller, als wenn man es sofort richtig macht!"

    { /if }


    Aus technischen Gründen befindet sich der Rest der Signatur auf der Rückseite dieses Beitrags.


  • Hui, was für eine Diskussion!

    Aber es ist auch bei mir so - die Form muss einfach stimmen, ansonsten macht ein hochwertiges Modellauto keinen Sinn. Eigentlich könnte man meinen, in Zeiten von CAD etc. dürfte das kein Problem mehr sein, aber wie man sieht gibt es immer wieder Patzer.

    Mit ein Grund, warum ich wohl meine MCG Saab wieder verkaufen werde, da die Front einfach nicht stimmt. Leider passiert es oft gerade bei so Nischen-Typen, die nur in Ausnahmefällen von mehreren Herstellern gemacht werden.

    Beim Granada Coupe gibt es leider keinen, obwohl mehrere Hersteller, der das Auto 100& korrekt abbildet. Für einen eingefleischten Ford-Fan sicher trotzdem ein Must-Have, wenn man wie ich einfach 70er Karren toll findet und das Modell gerne dazugestellt hätte ist es zwar schade, aber somit verzichtbar.

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