Japanische F1-Exoten

  • Maßstab:
    1/43
    Hersteller des Modellautos:
    Kyosho, Premium X
    Marke des Vorbildes:
    Maki, Kojima

    Japanische F1-Exoten.


    Nachdem sich Honda 1968 nach einer aktiven Zeit von 4 Jahren aus der Formel 1 zurückgezogen hat und bevor Honda, Toyota und Yamaha (nur als Motorenlieferanten) in den letzten Jahren wieder für kürzere oder längere Zeit an den Start gingen, haben sich zwei kleinere japanische Teams in den 70er Jahren versucht Erfolge in der Formel 1 zu erzielen, leider ohne allzu großen Erfolg. Ich denke, die Geschichte beider Teams ist interessant genug, um sie (erneut) vorzustellen: Maki Engineering Racing Team und Kojima Engineering. Die beiden Teams sind auch mit einander verbunden.


    Maki.


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    Das Maki Engineering Racing Team wurde 1973 von Kenji Mimura gegründet. Er stellte ein Team junger Ingenieure zusammen (niemand war älter als 30), um ein japanisches Formel-1-Auto zu entwickeln. Kenji Mimura und Masao Ono entwarfen den f101. Die Basis war konventionell mit einem Cosworth DFV und einem Hewland-Getriebe, aber das Endergebnis, das 1974 zur Überraschung vieler in London präsentiert wurde, war alles andere als das. Das Auto war mit seiner breiten, hohen Front und den hohen Seitenkästen irgendwo zwischen einem Open-Wheeler und einem Sportwagen (mit ein wenig Fantasie sieht das Auto aus wie eine Kombination aus drei Robert Choulet-Kreationen: Alfa 33 tt12, Alfa 177 und Ligier JS5).


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    Der beabsichtigte Fahrer war Howden Ganley. Seine Garage war die europäische Basis des Teams. Darüber hinaus führte Shaw Hayami Testarbeiten durch. Das Modell ist eine Darstellung einer der frühesten Versionen, wie sie von Hayami getestet wurde. Bei diesen ersten Tests stellte sich jedoch heraus, dass das Auto ernsthaft zu kurz kam: Erstens war das Auto etwa 150 kg zu schwer. Außerdem gab es Kühlprobleme.


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    Filmaufnamen von Test Maki f101.


    Nach und nach wurde das Auto modifiziert, so dass schließlich ein viel konventionelleres Auto bei seinem ersten Grand Prix, dem GP von Großbritannien in Silverstone, auftauchte. Ganley konnte sich nicht qualifizieren, wurde 32. von 35 Teilnehmern, nur 4 Sekunden hinter Laudas Pole-Position, nicht mal sehr schlecht. Der zweite GP auf dem Nürburgring endete in der ersten Trainingsrunde in der Leitplanke: Ganley brach sich aufgrund einer gebrochenen Aufhängung beide Knöchel und seine F1-Karriere war beendet. Auch für Maki war die Saison beendet. Sie kamen aber 1975 zurück. Mit Sponsoring von Citizen traten Hiroshi Fushida und Tony Trimmer jeweils am Steuer einer Reihe von GPs auf. Die größten Chancen hatte das Team beim GP der Niederlande in Zandvoort. Da es nur 25 Anmeldungen gab, war ein Startplatz garantiert. Leider fiel der Cosworth Motor im Training aus und sie hatten keinen Ersatzmotor.... Beim anderen Grand Prix wurde die Qualifikationshürde nicht erreicht. War das das Ende? Nicht ganz. 1976 trat Maki erneut mit einem völlig neuen Auto (f102A) beim GP von Japan in Fuji an. Dies war auch ein sehr unkonventionelles Design (hoffentlich wird ein Modell davon hergestellt ….). Tony Trimmer war 18 Sekunden zu langsam. Die Bilanz von drei Saisons: 8 Versuche, 8 Mal das Rennen verpasst….


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    Maki f102A


    Der GP von Japan 1976 war jedoch nicht nur Makis letzter Akt, sondern auch das erste Rennen dieses anderen japanischen Teams: Kojima.


    Kojima.


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    Kojima Engineering wurde 1970 von Matsuhisa Kojima gegründet. Er hatte sein Vermögen mit dem Import von Bananen gemacht. Zunächst trat er mit Rennwagen in niedrigeren Klassen an, darunter in der japanischen F2-Meisterschaft. Er machte jedoch einen Vertrag mit Dunlop Japan, um am ersten japanischen GP 1976 in Fuji teilzunehmen. Zu diesem Zweck ließ er Masao Ono, der mit einigen anderen Ingenieuren von Maki herübergekommen war, ein F1-Auto entwerfen: den KE007. Auch dies war ein Kit Car mit Cosworth DFV und Hewland-Getriebe. Meiner Meinung nach ein sehr schönes Auto, besonders in der nüchternen schwarzen Lackierung. Im Vergleich zum ursprünglichen Maki war das Auto konventionell mit einigen netten Details, wie der Nase und den Lufteinlässen, die entlang des Cockpits geführt wurden.


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    Vor dem Grand Prix wurden in Fuji ausgiebige Tests durchgeführt, die sich auszahlten: Masahiro Hasemi war sofort konkurrenzfähig. Im ersten Qualifying kämpfte Hasemi um die Pole-Position und fuhr die viertschnellste Zeit. Dann zerstörte ein Crash das einzige Monocoque scheinbar irreparabel und Hasemi konnte den Rest des Freitags und Samstags nicht mehr antreten. Trotzdem reichte die Zeit am Freitagmorgen für den 10. Startplatz. Nach 40 Stunden Nonstop-Reparatur, bei der ein neues Monocoque konstruiert wurde, konnte Hasemi am Rennen teilnehmen, obwohl das Auto nicht geradeaus fuhr und die Lenkung schwergängig war. Außerdem nutzten sich die Dunlop-Regenreifen zu schnell ab. Am Ende wurde Hasemi im Regenrennen Elfter und bekam fälschlicherweise die schnellste Runde zugeschrieben. Dies wurde erst später korrigiert.
    Für 1977 wurde eine aerodynamisch verbesserte und leichtere Version des Autos vorgestellt: der KE009. Zwei Autos wurden gemeldet: von Kojima selbst mit Noritake Takahara am Steuer und von Heros Racing mit Kazuyoshi Hoshino am Steuer. Beide Autos waren mit Bridgestone-Reifen ausgestattet, die die Leistung des Dunlops untertrafen. Takahara qualifizierte sich als 19. und schied aus dem Rennen aus. Hoshini qualifizierte sich und beendete das Rennen auf dem 11. Platz.


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    Epilog.
    Nach dem Rennen wurde eines der Autos zum KE009B weiterentwickelt und von Keke Rosberg in Japan getestet. Dieses Auto wurde dann zum Test nach Deutschland verschifft, weil Willi Kauhsen den Nachlass von Kojima übernehmen wollte. Dieser Deal scheiterte jedoch, woraufhin Willi Kauhsen sein eigenes Auto entwickelte (mit dem bekannt desaströsen Ausgang) und der KE009B im Lager von Hans Heyer landete…


    Vielleicht nicht die beste Idee heute etwas über Japan zu schreiben, aber das hatte ich am Wochenende vorbereitet....😀

    Einmal editiert, zuletzt von AlfaZagato () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von AlfaZagato mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Was für ein tolles Posting!


    Legendäre F1 Krücken... klasse.

    Der Sportwagen-Maki, hat der die Bremsleuchte in der Hutze?

    Cadillac feeling im F1... lustig auch, dass der so schwer war wie er aussah.

    Man sieht den Flops die Floppigkeit meist sofort an, diese ungeschlachten Merzario, Token, Amon, Rondel, Lyncar.


    Und die, die zuviel verkleiden wollten waren immer hoffnungslos.

    Ich denke grade an den ersten Ricky von Opel Ensign 1973, oder den zwar schlank-attraktiven aber kühlungslosen ersten Copersucar.


    Den Maki F102A – ganz im Ernst, ich hab mich ja schon die eine oder andere Stunde mit F1 beschäftigt – aber den hab ich noch nie gesehen.

    Die Pontons an der Seite, wollten die einen Lancia-Ferrari in den 70ern nochmals erfinden?

    Hammer.

    Und auch da: so schnell wie er aussah – was für eine Möhre.

    (Korrektur: grad in meine files geschaut: doch, ich hab den schon gesehen, aber nur eine Seitenansicht, da fiel die absolute weirdness kaum auf.)


    Kojima: ja, gar nicht mal so schlecht. Starke Hesketh vibes.

    Das ist ein Kyosho??

    Resin?

    2 Mal editiert, zuletzt von Gulf_LM ()

  • Kojima: ja, gar nicht mal so schlecht. Starke Hesketh vibes.

    Das ist ein Kyosho??

    Resin?

    Kojima beauftragte Masao Ono ein Auto zu entwerfen mit Hesketh 308 als Vorbild….

    Alle Modelle sind Resin. Die Kojima sind von Kyosho hergestellt. Der Maki ist Markenlos aber von Premium X hergestellt.

  • Interessante Modelle von denen ich weder das Vorbild noch die Verkleinerung kannte. Das Forum hat also wieder mal seinen Bildungsauftrag erfüllt :sehrgut:


    Vielen Dank für's Zeigen und die tollen Hintergrundinfos dazu :danke:

  • Hatte nie etwas von den beiden Teams oder Autos gehört… Aber Deine Aufarbeitung machte wirklich Spaß zu lesen und ich weiß jetzt ein bisschen mehr aus der Formel-1-Zeit, für die ich damals noch zu jung war…

    Die Modelle machen einen guten Eindruck. Danke für Deine Fotos.

  • Toller Link, danke!


    Und ich sah grad ein altes Foto in meinen files – der erste Maki, dieser Kübel hatte ja Hauben wie ein Sportwagen, also welche zum aufklappen. :oehm:

    Die waren ja wirklich komplett lost oder naiv sowas zusammenzuklötern, das hat mit F1 wenig zu tun gehabt.

  • Noch eine Ergänzung zu meinem vorherigen Beitrag. Da mir das Modell des Kojima so gut gefiel, kaufte ich auch die 'Rennversion' vom 24.10.1976. Unterschiede zur Qualifikationsversion sind die Regenreifen, leicht veränderte Decals und der rote Rennoverall von Masahiro Hasemi.


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    Die Lackierung und die kleinen technischen Details, wie die Gummischläuche und Aufhängungselemente, sind für ein 1/43 Modell wirklich gut.


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    Der Vergleich mit dem ebenfalls von Hasemi gefahrenen March-BMW 792 von 1979 zeigt, dass das Formel-1-Auto nicht oder kaum größer war als ein Formel-2-Auto. Dies wird auch durch die Tatsache bestätigt, dass das Chassis des Kojima KE007 identisch war mit dem Chassis des KE008, Kojimas Formel-2-Auto (leider ist davon kein Modellauto hergestellt).


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    Aus Spaß auch noch ein Vergleich mit dem Red Bull RB18 von 2022, um die enormen Dimensionen der aktuellen Formel-1-Boliden zu verdeutlichen. Übrigens absolut kein schlechtes Modell von Bburago für um die 20€…

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    Ich habe auch einen kurzen Clip vom Rennen in Fuji mit sehr guter Bildqualität gefunden, einschließlich Bildern des Kojima. Bis vor kurzem hatte ich nur statische Bilder des Kojima während des Rennens gesehen.


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  • Der Größenunterschied zum RedBull ist ja schon immens. Ein bisschen (viel) weniger Radstand tot der heutigen Formel 1-Rennwagen optisch ganz gut…

    Aber der Formel 2… Allein der BMW-Motor. Wer diesen einmal kreischen gehört hat, wird es nie mehr vergessen. Der BMW 4- und der Audi 5-Zylinder der Rallye-Quattros sind auf meiner Soundfestplatte im Hirn eingebrannt. Als Kind bzw Jugendlicher infiziert und nie mehr davon losgekommen…


    Danke für Deine Fotos. Schon interessant, was es so an Randsammelgebieten alles an Modellen gibt.

  • Klasse!


    Ja, das mir der F2 Verwandschaft wundert nicht. Auch March ahben doch 1972 so einen verkappten F2 eingesetzt, nachedem dieses 721X-Ungetüm nicht spurte.

    Der erste Renault turbo war auch F2-basiert wenn ich das nicht verwechsele.

    Martini?


    Die Grössen sind beeindruckend, schon Shopfots von Sparkfluten zeigen das, die haben alle die gleichen Grundplatten... seit ca 2010 heum sind die plötzlich voll.

    Einerseits die doofen Adapter weil Länge läuft, andererseits zeigt aber das Autoformat, welche Generation Fahrer lebt und warum, und welche eher nicht.

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