Der Keller der Königsklasse.

  • Maßstab:
    1/18
    Hersteller des Modellautos:
    Spark
    Marke des Vorbildes:
    Shadow, Zakspeed und Eurobrun

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    Die Formel 1 hatte in ihrer Geschichte immer nur wenige Top-Teams pro Saison. Selten kämpften mehr als zwei oder drei Teams um den Titel. Die Außenseiter und Versager sind meiner Meinung nach vielleicht genauso interessant wie diese Top-Teams. Die Teams, die wider besseres Wissen trotz viel zu geringem Budget und damit zu wenig Entwicklungsarbeit, minderwertigem Equipment und oft, wenn das Ende schon absehbar ist, mittelmäßigen pay-driver weiterhin versuchen, in der Formel 1 erfolgreich zu sein. Der Kurs ist fast immer vorgegeben: Optimismus am Anfang und anschließender Erfolglosigkeit, sinkende Sponsorengelder und der unvermeidliche Niedergang. Nur wenige Teams schaffen es, diesem Teufelskreis zu entkommen. Den vorgestellten Mannschaften gelang das nicht.
    Und das, obwohl sowohl Zakspeed als auch Brun Motorsport bereits beachtliche Erfolge in anderen Klassen vorweisen konnten, bevor sie 1985 bzw. 1989 in die Formel 1 einstiegen. Shadow hatte auch Erfolg, sowohl in Can Am als auch in geringerem Maße in der Formel 1 (1 GP-Sieg), aber 1979 war das Ende nahe. Scheinbar ist die Formel 1 etwas ganz anderes: wirklich die Königsklasse.


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    Der Shadow DN9 war der erfolgreichste aus diesem Trio, war aber 1979 bereits ein Jahr alt und von Entwicklungen (Bodeneffekt) überholt. Das Auto war daran angepasst, aber suboptimal (Auspuff und Aufhängungselemente waren im Weg der Venturi-Tunnel). Jan Lammers holte keine Punkte, Elio de Angeles nur 3 Punkte im letzten Rennen. 1980 fiel der Vorhang. Am einprägsamsten bleibt die spektakuläre Bemalung.


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    Der Zakspeed 841 war der ehrgeizigste mit einem selbst entwickelten Chassis und Motor. Jonathan Palmer war der Stammfahrer, aber als er sich bei den 1000 km von Spa das Bein brach, übernahm Christian Danner für 2 Rennen. Dies ist die Version des Belgischen GP in Spa. Danner qualifizierte sich als 22. Er schied im Rennen aus. Das war übrigens die Geschichte der Saison: Palmer wurde einmal Elfter, bei den anderen Rennen schied der Zakspeed aus. 1989 war das F1-Abenteuer vorbei. Das Auto hat einen klobigen Charme.


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    1988 startete Walter Brun seine erste Saison in der Formel 1 unter dem Namen Eurobrun in Zusammenarbeit mit dem italienischen Euroracing. Die erste Saison mit Stefano Modena und Oscar Larrauri begann recht hoffnungsvoll für ein neues Team, doch im Laufe der Saison geriet die Entwicklung ins Stocken und die Qualifikation und sogar die Vorqualifikation wurden zu einer fast unüberwindbaren Hürde. Aus Budgetgründen reduzierte sich Eurobrun für 1989 auf nur 1 Auto, gefahren von Gregor Foitek. Dies verbesserte die Ergebnisse nicht. Der vom deutschen GP eingesetzte ER189 konnte das Blatt nicht wenden: Kein einziges Mal überstand es die Vorqualifikation. Besonders in diesem Jägermeister-Outfit ist das Auto sicherlich nicht unattraktiv. Was gut und schnell aussieht, muss es nicht sein. Nach einer weiteren unterdurchschnittlichen Saison im Jahr 1990 war es vorbei.


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    Ich denke, es wird schwer werden ein weniger erfolgreiches Trio in 1/18 zu zeigen. Loser verkaufen sich viel weniger als die erfolgreichen Autos und werden daher nicht oft in 1/18 produziert. Das ist der Vorteil von Resin: Alle drei werden von Spark im Auftrag von Händlern (Raceland und GPWorld) in kleinen Auflagen (300 und 400 Stück) gefertigt, weil sie für ihr Hauptabsatzgebiet (Deutschland und Niederlande) interessant sind. Alle drei sind jedoch noch nicht ausverkauft, obwohl sie schon seit mehreren Jahren auf dem Markt sind. Schade, denn das verringert die Chance auf Neuerscheinungen.


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  • Die drei Modelle gefallen mir, auch wenn sie als Original nicht erfolgreich waren. Danke für die ausführliche Präsentation.

  • Super, ich habe auch seit jeher ein Faible für die Hinterbänkler-Teams, die es ja heute so gar nicht mehr gibt.


    Wobei ich Shadow in dem Zusammenhang nicht zu den Hinterbänklern zählen würde, Ende der 70er ging es nur leider bergab, nachdem ein großer Teil des Teams sich mit Arrows selbstständig gemacht hatte. Kann hier das Buch "Shadow: The Magnificent Machines of a Man of Mystery" von Pete Lyons empfehlen.


    Der Eurobrun ist sogar im historischen Motorsport noch aktiv, hatte ihn 2014 mal in Hockenheim abgelichtet:



    Der absolute Kracher bleibt allerdings Andrea Moda, dazu gibt es auch ein sehr unterhaltsames Buch von Perry McCarthy ("Flat Out Flat Broke").

  • Der Zakspeed mit seiner prägnanten „Locke“, wie Erich Zakowski die typische Form der Motorabdeckung nannte, ist einfach klasse. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als der Wagen in silber mit dezenten Streifen im Aktuellen Sportstudio im ZDF vorgestellt wurde. Schade, dass das Abenteuer Formel 1 für Zakspeed nicht erfolgreicher war.

    Der Eurobrun sieht dagegen mit seinen niedrigen Seitenkästen eher nach einem „aufgeblasenen“ Formel 3 aus. Aber auch hier ist es schade, dass Walter Brun nach seinen Gruppe C-Erfolgen in der Formel 1 nicht erfolgreicher war.

    Beide Modelle (und auch der Shadow, der für mich einfach zu alt ist) sind jedoch einfach top, einfach schön umgesetzt. Klasse, dass auch solche „unerfolgreichen“ Rennfahrzeuge in 1:18 umgesetzt wurden.

    Danke für‘s Zeigen!

  • Schön, wenn es auch von den "Hinterbänklern" Modelle im großen Maßstab gibt. Ich wollte damals immer gerne ein 1:18-Modell vom 95er Minardi-Ford haben, der sah in dem grün -weiß-schwarz gut aus, auch wenn er nicht wirklich konkurrenzfähig war. Kam aber leider nicht.

  • Sehr gutes Posting!


    Ja, der schlappe Verkauf überrascht mich, diese Hinterbänkler sind doch für History Sammler viel spannender als die ewig gleichen Frontrunner.

    Da denke ich übrigens, dass es daran liegt, dass die Käufer schlicht nicht wissen, dass die Modelle existieren.


    Shadow sehe ich auch eher als stylishe und echte F1 Legende, grade 1975 standen sie immer ganz vorne.

    Klar, den Erfolg anderer Exoten wie Ligier konnten sie nie erreichen, aber auch Alfa haben es nie gepackt und ihre plumpen 80er F1 gibt es ebenso als Modelle.

    Würde mich auch sehr über einen schlanken Ensign von 76 freuen, oder den wirren 73er von Ricky von Opel.

    Aber immerhin kommen endlich erste Marchs und bald Surtees, diese privateer Kisten prägten die Starterfelder.

    Oder einen technischen weirdo wie den Tecno.

    Zusammengehämmerte Klumpen wie Amon, Merzario oder Token erwartet wohl niemand.


    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich die beiden Hinterherfahrer auch nicht habe.

    Den Zakspeed wegen der Plumpheit, den Brun weil er mir zeittypisch zuwenig Modelldetail bietet, der ist mir zu glatt, zu techniklos, zu clean.

    Ich finde auch diesen 90er Trend mit den komplett ungeschützt rausstehenden Fahrern echt optisch schmerzhaft.

    Und seit 1994 weiss man ja auch, dass das keine gute Idee war.

    Wer fing damit eigentlich an? :keineahnung:

    Extremist Newey mit dem (farblich und formal schönen) Leyton House?

    5 Mal editiert, zuletzt von Gulf_LM ()

  • Danke für's Zeigen und Vorstellen dieser nicht so erfolgreichen Wagen resp. Teams. :sehrgut:

    Ich muss gestehen dass ich speziell das Modell von Eurobrun gar nicht kannte. Bringt mich direkt auf die Idee mich auf die Suche danach zu machen und es von Foitek bei meinem nächsten Besuch in seiner Sportwagenvertretung unterschreiben zu lassen :zwinkern:

  • Danke für die schöne Story und die tollen Bilder. Das Lesen und die Bilder machen richtig Spass!


    Bin immer wieder erstaunt, wie toll selbst solche Nischen-Underdog-Hinterbänklermodelle von Spark umgesetzt werden. Da lässt sich beim näheren Betrachten einiges an Details entdecken. Beim Brun vermisse ich etwas die Carbondecals (oder waren Bodenplatte und Spoiler aus Sperrholz? :kichern: ) , aber wie gesagt, Nischenmodelle, das passt schon. Abgesehen davon wieder sehr viel Liebe zum Detail und intensive Auseinandersetzung mit dem Vorbild, das merkt man.

    Top gemacht von Spark :sehrgut:

    Just 'Cos You Got The Power, That don't mean you got the right

  • Schicke Teile. Auch wenn die hinterher gefahren sind, sind die um einiges schöner als die Hybridmonster. Wobei die Aktuellen wieder einigermaßen gehen. Von Spark schön umgesetzt. Nur die Figuren stören. Ich will die imaginär selber fahren. :D

  • Und ebenso aus deutscher Sicht: die unseligen ATS und Rial Rennwagen, teils attraktiv aber eben auch nix dolles, wären Modell-Kandidaten.

    Wenn, ja wenn sich die obigen besser verkauft hätten, so wirds wahrscheinlich eher nichts.


    "Norev" stand auch mal auf einem F1, dem Ligier von 1977, den Spark seit längerem listen.


    Und als Hauptsponsor auf einem Surtees... der immer noch in 18 fehlt, und bei dem einige Varianten möglich wären.

    Wie wär's mit einem Überraschungsdiecast? :floet:

    Einmal editiert, zuletzt von Gulf_LM ()

  • Da lässt sich beim näheren Betrachten einiges an Details entdecken.


    Aber man sollte nicht zu genau auf die Details schauen 😏. In einem Standbild der Dokumentation über den Großen Preis von Zandvoort 1979 sah ich zum Beispiel, dass der DN9 von Jan Lammers mit der neuen Hinterradaufhängung von Trevor Harris ausgestattet war, die in der laufenden Saison eingeführt wurde. Allerdings ist das Modell mit der alten Radaufhängung ausgestattet.


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    Jetzt ist es für Modellbauer immer sehr schwierig, die sich pro Rennen entwickelnden F1-Autos genau darzustellen. Wenn dies für die Top-Autos gilt, gilt dies sicherlich für die Backmarker. Zunächst einmal steht viel weniger Bildmaterial zur Verfügung. Außerdem wurden in diesen Budgetteams (je nach Cashflow) viel häufiger kleine Änderungen vorgenommen und nicht große Updates auf einen Schlag. Zum Beispiel fand beim britischen GP bei Shadow die Einführung der neuen Hinterradaufhängung am Auto von Elio de Angelis statt. Weil sie nur einen hatten, bekam Jan Lammers diese beim nächsten GP ans Auto geschraubt und Elio de Angelis fuhr wieder mit der alten Hinterradaufhängung. Ich konnte nicht herausfinden, wann beide Autos endgültig damit ausgestattet wurden. Außerdem ist der 'restaurierte' DN9 mit dem (sehr schlecht nachgemachten) Samson Lion's Head, der immer noch in der historischen GP-Szene aktiv ist, ebenfalls mit der alten Aufhängung ausgestattet. Schließlich sind technische Änderungen viel weniger auffällig als Änderungen in der Lackierung. Kurz gesagt, Spark kann man wirklich keinen Vorwurf machen, besonders wenn man bedenkt, wie viele historische Modelle jedes Jahr auf den Markt kommen. Man kann nicht endlos recherchieren. Darüber hinaus ist es auch ein Sport, diese Art von Unvollkommenheiten zu erkennen....

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