- Maßstab:
- 1:18
- Hersteller des Modellautos:
- Norev
- Marke des Vorbildes:
- Mercedes-Benz
Nach der Vorstellung des Mercedes-Benz W111 hier gleich anschließend noch ein Modell nach einem Vorbild aus dem Hause Daimler-Benz, wenn auch ganz anders geartet.
Erst wollte ich als Überschrift "Die graue Maus" nehmen, das erschien mir angesichts der Größe des Vorbilds dann aber zu niedlich. Gepasst hätte evtl. auch "Der graue Star". Ein Stern ziert schließlich den Kühlergrill, und ein Star seiner Zeit war der L319. Aber ein unscheinbarer, deshalb "Die graue Eminenz". Die wird definiert als "einflussreiche Person, die nach außen wenig in Erscheinung tritt".
Unscheinbar grau ist jedenfalls das Norev-Modell, das ich schon eine Weile in der Sammlung habe. Wirtschaftswunder eben, unauffällig eben. Der L319 wurde auf der IAA 1955 vorgestellt, ein für Mercedes-Benz ganz neues Konzept. Zunächst nur mit dem 44-PS-Diesel aus dem PKW MB 180D lieferbar, war ab Feb. 1957 auch ein Benzin-Motor mit 65 PS (vom MB 190) zu haben. Gebaut wurde der L319 bis 1968, zunächst in Stuttgart-Untertürkheim, ab 1963 in Düsseldorf (ehemaliges Auto-Union-Werk). Die 44 PS des ersten Diesels waren bei voller Auslastung des 1 3/4-Tonners sehr mager, da war noch gar nichts mit "Sprinter". Die Leistung des Diesels stieg 1961 auf 50 PS, 1965 auf 55 PS; die des Benziners jeweils zeitgleich auf 68 bzw. 80 PS. Am Ende seiner Bauzeit erfuhr das Arbeitstier noch eine Umbenennung, angepasst an die neue Typologie der MB-Nutzfahrzeuge: L406 (55 PS-Diesel) / L408 (80 PS-Benziner). In meiner Kindheit waren die Mercedes-Transporter der ersten Generation auf den Straßen noch allgegenwärtig, heute sind sie (wie ich?) Oldtimer.
Das Norev-Modell ist aus Metall, recht schwer, nichts zu öffnen. Kastenwagen mit vorne angeschlagenen Türen (das Original gab's wahlweise mit Schiebetüren). Schlichte, aber das Vorbild gut treffende Ausführung. Für 64,90 € inkl. Versand recht günstig. Es gibt auch die Bus-Version O319, ich habe aber die Kasten-Variante gewählt, die sicher wesentlicher häufiger verkauft wurde.
Das innere Rad der Doppelbereifung links hinten hat recht wenig Bodenkontakt:
An den Seiten des Kastens gab es keine Türen (zumindest nicht serienmäßig), laden konnte man nur von hinten.
Der grüne Pfeil markiert nicht etwa den Blinkerhebel, sondern den Hebel der Lenkradschaltung. Der Blinker wurde mittels des Hupenkranzes am Lenkrad betätigt.
Der nächste grüne Pfeil markiert die Verkleidung des in den Fahrerraum ragenden Motors. Motor, Getriebe, Vorderachse, Federung und Lenkung waren zu einer Einheit zusammengefasst, die für Wartung und Reparaturen nach vorne herausgezogen wurde.
Durch die weit vorne liegende Vorderachse hatte der L319 einen sehr geringen Wendekreis (11,5 m), was ihn für innerstädtische Lieferfahrten prädestinierte. Die Post war einer von vielen Kunden. Mit der Einführung des L319 gewann die Nutzfahrzeug-Sparte im Mercedes-Benz Konzern deutlich an Bedeutung. Haupt-Wettbewerber des L319 waren Opel Blitz, Borgward und Hanomag, die mit ihren großen Hauben hinsichtlich Kompaktheit und Wendigkeit nicht mithalten konnten.
Hier noch ein Vergleich mit dem VW T1-Kasten (Schuco), der im Original eine Nutzlast von 750 kg hatte. Auf den ersten Blick ähnlich, aber doch ganz anderes Konzept mit Heckmotor und Beladung von der Seite her.
Die Bauzeit des Schuco-Vorbilds lässt sich präzise auf Aug. 1962 bis Aug. 1963 festlegen. Die vorderen "Pockenblinker" gab es ab 1960, ab Aug. 1963 waren sie deutlich größer und flacher. In den Genuss eines separaten Fahrersitzes mit verstellbarer Sitzfläche und Lehne kam der Pilot erst ab Aug. 1962.
Beim Schuco-T1 geht alles zu öffnen, sogar die Tankklappe und die Schiebefenster der Vordertüren. Hier aber ein Grund, warum ich von All-Openers nicht immer begeistert bin. So sollte die geschlossene Fahrertür aussehen:
So sieht sie aus: