Den Jaguar XJ 220 kennen sicher viele von euch. Der flache Brite war für 1992-1994 der Versuch von Jaguar einen Supersportwagen zu bauen.
Ein Erfolg war der XJ 220 jedoch nicht - über die Gründe kann man in mehrere Richtungen spekulieren. Einer der meist genannten Gründe ist sicher die große technische Veränderung der Serienversion gegenüber der Konzeptversion. Optisch entsprach der Serien XJ 220 zwar weitestgehend der Studie, aber technisch hätte Jaguar quasi alles verworfen, was den Erfolg hätte unterstützen können. Oder was, salopp gesagt, cool gewesen wäre. Als da wären:
- Scherentüren oder zu Englisch Scissor Doors, der deutsche Begriff klingt etwas hölzern, wurden gegen konventionelle Türen ersetzt
- Allradantrieb flog raus zugunsten eines reinen Heckantriebs
- Der V12 wurde gegen einen V6 Twin Turbo getauscht
Übrig blieb ein sehr flacher Sportwagen, der bis auf seine beachtliche Höchstgeschwindigkeit (220mp/h waren das Ziel - daher auch der Name) nicht mehr viel mitbrachte, um potentielle Supercar-Käufer zu begeistern. Nicht, dass der XJ 220 nicht faszinierend wäre - aber versetzen wir uns in die Lage eines finanziell gut ausgestatteten Käufers, der um 1992-1994 herum die Wahl hatte zwischen unter anderem
- Lamborghini Diablo, V12
- Ferrari F40, V8 Biturbo
- Porsche 959, 6-Zylinder Boxer Biturbo
- McLaren F1, V12
Unabhängig wie wir uns heute entscheiden würden, damals entschieden sich nicht allzu viele Käufer für den Jaguar. Im Gegenteil, viele Vorbestellungen (auf Grundlage der Studie) wurden sogar zurückgezogen, als die Serien-Spezifikationen bekannt gegeben wurden. So wurden letztlich nur 275 Stück des XJ 220 produziert. Das klingt erstmal gar nicht so wenig - das relativiert sich jedoch, wenn man hört das ursprünglich 350 Stück geplant waren (entsprechend wurde kalkuliert) und es laut Jaguar rund 1.500 Interessenten (für die Studie) gab.
Was gab es sonst noch für Gründe? Nun, es machte auch den Anschein, als wüsste Jaguar nicht so recht was sie mit dem XJ 220 eigentlich aussagen wollten. Das Fahrzeug war mit knapp unter 5,00m Länge garantiert kein Fahrzeug für Rundkurse, sondern eher ein Autobahn-König. Länge läuft schließlich und es waren ja auch von Beginn an 350km/h als Vmax anvisiert. Dazu gab es ein für einen Supersportwagen äußerst luxuriöses Interieur, Leder, Klima - wenn man sich dagegen mal einen F40 innen anschaut, weiß man was das damals bedeutete. Alles eher Punkte die nach GT klingen. Auch einen kleinen, flachen Kofferraum brachte der Jag mit - hinter dem Motor, Platz genug war ja schließlich vorhanden.
Aber apropos der Motor - in der Serie dann ein 3,5 Liter V6, aber nicht irgendein V6 aus einer trägen Limousine, nein, ein rennerprobtes Aggregat, das in den Grundzügen aus dem damaligen Gruppe-B Rallyeauto MG Metro 6R4 stammte. Also ein ungezügelter Rallye-V6 mit schlagartig eintretendem Biturbo-Punch - nur zur Erinnerung, wir sprechen immer noch vom XJ 220, dem fast 5m langen Kreuzer mit luxuriöser Innenausstattung.
Wie sich das ganze fuhr? Nun, so wie man es anhand der Eckdaten vermuten würde: Ungehobelt, laut, ruppig.
Es kursieren Gerüchte, dass viele Fahrer des XJ 220 zu dem Fazit kamen sein bester Einsatzort sei weder die Rennstrecke noch die Autobahn - sondern eher die Garage
Nun, genug der Geschichte, im Bereich 1:18 hat es der Jaguar XJ 220 auch schwer. Bis vor wenigen Jahren wollte sich außer Maisto kein Modellhersteller an den großen Jag wagen. Irgendwann in den letzten 2?, 3? Jahren traute sich dann Top Marques an ihn, leider aber geschlossen. Ansonsten gibt es keine Modelle.
Ungeachtet seiner nicht unbedingten erfolgreichen Geschichte mag ich den XJ 220 aber trotzdem sehr. Und so beschloß ich, einen Maisto XJ 220 aufzufrischen - und in dem Zuge auch gleich einen V12 nachzurüsten Auf diese Idee kam auch in 1:1 jemand, es gibt mindestens einen echten XJ 220, dem ebenfalls nachträglich ein V12 verpasst wurde.
"Rot? " ... werden nun sicher einige denken. Nun - hier könnte ich mir jetzt eine schöne Begründung ausdenken, oder ich sage wie es ist: Ich dachte eigentlich, dass das ein dezenteres Rot Metallic wäre Aber, dem Online-Kauf sei Dank, täuschte die Farbe auf den Bildern und so kam dann dieser rote Paradiesvogel zu mir. Da er in sehr gutem Zustand ist, will ich ihn nun aber auch nicht tauschen. Es ist auch keine Fantasiefarbe am XJ 220, es gab tatsächlich einige sehr wenige Exemplare in rot.
Weiter geht's demnächst mit dem zerlegen.