- Maßstab:
- diverse
- Hersteller des Modellautos:
- diverse
- Marke des Vorbildes:
- Opel
Moin,
einer Anregung von Hessebembel folgend starten wir hier mit unserer nächsten Lektion im zeitgemäßen „distant learning“. Das Thema dieses Kurses wird „Die Oberklasse von Opel“ sein – auch hier wieder in einigermaßen chronologischer Abfolge.
Ein möglicher Anfang: Der Opel Regent 1928–1929:
Bevor jetzt einige fragen „Opel und Oberklasse? Das gibt’s doch nicht. Oberklasse ist Mercedes, BMW und Audi.“, sei ganz klar geantwortet mit „Ja“ und „Nein“.
„Ja“, es gibt von Opel keine Oberklasse (mehr), die endete definitiv in den 1970ern mit dem letzten Vertreter des Opel Diplomat B (dazu viel weiter unten dann etwas). Und „Nein“ heißt, dass die erwähnte deutschen Dreifaltigkeit nicht Oberklasse, sondern „Premium“ ist. Und „premium“ ist noch mal deutlich besser – so jedenfalls die einhellige Meinung der versammelten deutschen Motorpresse, welche die Verlautbarungen der jeweiligen Marketingabteilungen fleißig nachdruckt.
Gut, nachdem wir das geklärt haben, werfen wir einen kurzen Blick in die Ära der goldenen Zwanziger von vor einhundert Jahren:
Opel hatte sich mittlerweile den Ruf erworben, grundsolide Automodelle im unteren bis hin zum gehobenen Preissegment in hohen Stückzahlen auf dem Markt sowohl national als auch international anzubieten. Ein Erfolgsträger war der 4/12 PS, der als erstes deutsches Modell vom Fließband lief – und nebenher eine nahezu identische Kopie des französischen Citroën 5 CV darstellte. Wegen seiner grünen Farbe erhielt der 4/12 PS im Volksmund den Beinamen „Laubfrosch“ und eine andere „urban legend“ besagt, dass der Ausspruch „dasselbe in grün“ auf die (vorwiegend grüne) Rüsselsheimer Kopie des (vorwiegend gelben) Citroën zurückgeht.
Doch kommen wir zum anderen Ende des Angebotsportfolios. Opel hatte zu dieser Zeit ein Modell der gehobenen Mittelklasse im Sortiment – den Opel 6 – aber „ganz oben“ da fehlte noch etwas – so etwa in der Liga von Maybach, Rolls Royce, Buick, Cadillac oder auch Bugatti.
Also wurde ein komplett neues Fahrzeug konstruiert sowie der erste Achtzylinder, den Opel bis dato gebaut hatte (es blieb auch bis heute der einzige). Alle Opel Regent wurden anfangs nur als Fahrgestell mit Motor ausgeliefert, damit Karosseriebetriebe im Kundenauftrag dafür ein individuelles Blechgewand schneidern konnten. Später lieferte Opel allerdings drei verschiedene Werkskarossen aus: Einen siebensitzigen offenen Tourenwagen, einen Roadster sowie eine Pullmann-Limousine. Allen Modellen war gemein, dass Fahrgestell und Motor allein ca. 1,5 t wogen und dass der Radstand immer ca. 3,70 m betrug. Je nach daraufgesetzter Karosserie konnten aber auch schon einmal Gesamtlängen von über 5,40 m erreicht werden.
Jetzt fragt sich der interessierte Leser natürlich, warum der Regent so unbekannt ist und warum man nie einen auf Oldtimer-Treffs sieht? Nun, einerseits wurden vom Regent insgesamt nur 25 Stück gebaut, das ist schon mal eine sehr kleine Basis um die nächsten 100 Jahre (und einen Krieg) zu überstehen. Andererseits ist es aber so, dass nicht einmal ein einziger Regent zeitlich überhaupt in die Nähe der Kriegszeit gekommen ist. Wie das? Waren die so schlecht? Nein, alle landeten in der Schrottpresse, inklusive der technischen Unterlagen, Werkzeuge und sonstiger Unterlagen. Die neuen Eigner von Opel (General Motors) wollten es unmittelbar nach der Übernahme von Opel 1929 so, da der Regent als zu starke Konkurrenz zu den eigenen Nobelfahrzeugen angesehen wurde. Und so kam es zu der in der Automobilgeschichte einzigartigen Aktion, dass alle existierenden Regent von deren Eigentümern zurückgekauft und verschrottet wurden.
Nach so viel Text haben sich nun alle auch die obligatorischen Fleißbildchen verdient:
Opel Regent Coupé (Karosserie Kruck) 1928, Autopioneer #04, 1:43, Modell 9/50, Resine Modell mit Weißmetall- und Fotoätzteilen, bestehend aus mehr als 100 Einzelteilen, erschienen 2018, ausverkauft
Um noch einmal einen schönen Vergleich zwischen dem Regent und einem passenden Bugatti zu zeigen, hier noch einmal ein Bild, welches ich schon in einem anderen Thread einmal gezeigt hatte:
Opel Regent Coupé (Karosserie Kruck) 1928 und Bugatti Type 44 Fiacre (Karosserie Gangloff) 1927
Bleiben Sie dran und schalten Sie auch zur nächsten Lektion wieder das Schulfernsehen ein, wenn es um den Opel Super 6 gehen wird.
Gruß Alex