Aus alt macht Nuova (Giulietta) [Update: jetzt mit Spiegel]

*Achtung: viel Text! Für die visuell Orientierten: siehe unten*

Naja, 'Nuova'... Mittlerweile ist der auch wieder alt, wenn wir von der 1977er Alfa Romeo Nuova Giulietta (Tipo 116) sprechen. Neu war aber derzeit die Optik aber allemal; eine große Verabschiedung der 'klassischen' Alfa-Schönheit. Es musste etwas frisches her, die alte Giulia brauchte Nachfolge.

Alfa Romeo's eigenes Centro Stile unter der Leitung von Ermanno Cressoni zeichnete eine neue Form, und in den 1970 war gerade der Keil keil. Die neue Giulietta wurde also in dieser hippen Form gequetscht (in Cressoni's neuen 'La Linea'-Stil), und das Ergebnis war... naja, 'anders'. Eine klassische Schönheit wie man sie von Alfa Romeo gewohnt war, war diese neue Erscheinung nicht, das kurze, hohe Hintern ziemlich umstritten.

Auch wenn das Design nicht universell begeisterte, dafür war aber die Technik sehr schön überholt. Die Basisversion wurde von einem müden 1.3L Vierzylinder vorangepustet, erst später kamen die spannenderen Versionen mit kräftigeren Triebwerken.

Auch das Konzept war das altbewährte: Motor vorne, Antrieb und Schaltgetriebe hinten... Aber warte mal, das ist ja doch genau das Rezept für optimales Fahrverhalten?

Mit den saftigeren Motorisierungen wurde klar, dass die Nuova Giulietta sicher wohl ihre Qualitäten hatte, und fand letztendlich doch ihre Liebhaberschar.

Durch den späteren beliebten Keil-Alfas 75 sowie die Vorgängermodelle scheint die Giulietta Tipo 116 nahezu vergessen zu sein. Viel sieht man sie freilich nicht auf der Straße, was natürlich nicht zuletzt mit der 1970 Spitzenmetallqualität zu tun hatte - der Rost hat schon viele geholt.

Persönlich finde ich das Design sehr charakteristisch und unverwechselbar, und damit eine Schönheit an sich (aber okay, auch ein Fiat Multipla finde ich wegen seiner Eigenheit auf seiner Weise schön...). Wenn man sich das Auto anschaut hat es sehr nette Details, wie der eingearbeitete kleine Heckspoiler und die horizontale Rillen mit Tankklappe in den C-Säulen. Im Endeffekt ist es m.M.n. ein echter Alfa Romeo.

Ich moss gestehen, auch mir war die Nuova Giulietta vor einem Jahr noch relativ unbekannt, bis ich ein wenig in die Welt der 1/24-Modelle getaucht bin. Einige Hersteller haben sich damals dieses Auto angenommen, wie es bei vielen neuen Autos der Fall war.

Was mir beim Bburago-Modell aber auffiel war, dass sowohl Vordertüren als beide Hauben zu öffnen sind. Dazu ist die Linienführung gestochen scharf und weitgehend sehr akkurat. Einzig das graue Band mit Typenbezeichnung zwischen den Heckleuchten ist zu hoch, hier soll die Höhe der Rückfahrlichter durchgezogen werden.

Ich fand immer mehr Bilder und fand das Auto auch immer attraktiver.

Zufälligerweise stieß ich dann online auf ein Exemplar in gutem Zustand für relativ wenig Geld (die Dinger scheinen selten zu sein!) und kaufte es mit dem Absicht, aus dem guten Basis etwas mehr rauszuholen.

Gesagt, getan!

Ich wollte nicht zu viel an der Substanz ändern, denn der Bburago hat etliche wirklich schöne Details: Der Motorraum ist schlicht in Anbauteilen (3 Stück, wovon eins eine Einheit mit der Innenraumschale und ein anderes eine Einheit mit dem Armaturenbrett), dafür aber schön klar gezeichnet und doch einigermaßen 'komplett' aussehend. Der Innenraum punktet mit schön Gestaltetem frühen Lenkrad und Instrumentarium sowie klappbaren Vordersitzen. Dazu sind die Toleranzen in den zu öffnenden Teilen für ein so altes Modell sehr ansehnlich und stören in der Gesamtoptik m.M.n. gar nicht.

Es geschah also nur minimales: Außer Räder und Zündkabel habe ich alle Veränderungen nur mit Farbe vorgenommen. Klar hätte ich mehr Kabel im Motorraum verlegen können, Teppich im Innenraum, Rückenteile der Vordersitze von hinten verschließen können etc., aber ich finde dieses Modell wie es ist schon sehr sympathisch.

Die Räder stammen von Ukrainian Scale Cars Production. Ich hatte mehrere Radsätze bestellt, die klassische Alpina-Räder passten aber am besten. Auch die Cromodora-Rallyefelgen sind sehr heiß, aber doch etwas zu sportlich für diese Basisausführung. Die Qualität ist hervorragend. Räder sind dreh- und lenkbar, die Vorderräder haben Bremsscheiben (Metall-Unterlegescheiben) bekommen. Keine Bremssättel, das wäre mit der Konstruktionsweise extrem aufwändig geworden. Hinten übrigens nichts, denn die Giulietta hat innenliegende Bremsen hinten.

Für den Innenraum habe ich ein schönes Neunzehnziebzigerjahrebraun genommen.

Nun, endlich Bilder.

Ich hoffe, sie gefällt den Einen oder Anderen!

Hier ist das Ausgangsmodell (nicht meine Bilder, deswegen verlinkt):

https://flic.kr/p/FxaGaY

https://flic.kr/p/G3vGes

Und das Ergebnis:

Danke! Wahrhaftig - von Bburago sind vor allem die alte Modelle für Modifizierung attraktiv (leider wirkt da oft die Seltenheit leicht hemmend). Wenn man z.B. die alte Renault 5 Turbo-Form mit deren neuen vergleicht, hat die alte Form klar die Nase vorn. Viel besser proportioniert, klarer gegossen (leider aber oft mit Gussfehler und unglatte Oberflächen) und mit mehr zu öffnenden Teilen. Der wartet momentan auf einer Neulackierung, nachdem eine Klarbeschichtung der Originallackierung gescheitert ist, aber mit dem R5 habe ich gleiches vor wie mit dieser Giulietta. Ebenso zwei 405 T16, ein Lancia 037 sowie ein zweiter Delta S4 - ein modifiziertes S4-Exemplar ist schon irgendwo im Forum zu finden.

Danke für das Kommentar! Das werde ich sicherlich tun.

Schön wie das Modell ist, es fehlte doch etwas...

Richtig, ein Seitenspiegel! Auch wenn ich nicht zuviel hinzufügen wollte, ein Seitenspiegel macht doch ein großer Unterschied. Auch wenn ich sagen muss, das an der Karrosserie soviel los ist dass er einem auf erstem Blick doch nicht wirklich fehlt. Eine wirkliche Schönheit ist der Original-Aussenspiegel ja eigentlich auch nicht.

Trotzdem habe ich ihn hinzugefügt, und zwar habe ich in 'auf ungefähr' in Richtung Originaloptik aus einem Stückchen Modellbau-Plastik-Gussast zurechtgefeilt, mit Molotow Acrylmarker (hervorragendes Zeug) schwarzgemalt und die Spiegelfläche mit Chrom-Marker angemalt. Passt insgesamt von der Größe und Optik her, denke ich mir so.

Dann kamen noch ein paar Modellbauteile in die Post, u.A. ein Satz Alfa-Romeo-Schrift-Photoätzteile, die doch ein bisschen viel feiner waren, als ich antizipiert hatte. Somit ging nicht nur ein Exemplar ans Hintern (wofür ich sie eigentlich bestellt hatte) aber ging auch eins an der Beifahrerseite des Armaturenbretts. Bin nur nicht sicher ob sie mir beide gefallen, der schlichte Einschlag geht so ein bisschen verloren.

Ich höre gerne was ihr dazu denkt!

Achja, ebenfalls habe ich die Regenrinnen und Chromleisten unterhalb den Türen (letztere zuerst noch geschwärzt) mit BMF überzogen, denn dorch der ursprünglichen Version mit Chrom-Marker konnte man das Modell kaum anfassen ohne es zu versauen. Auch das Auspuffendrohr wurde verchromt, das wohl mit Molotow.

Mehr Bilder:

Danke danke!

Zitat von Hessebembel

Die Schriftzüge würde ich allerdings weglassen, das geschwungene Schriftbild passt m.E. nicht zu der kantigen Karosserie.

Ich hielt gerade der geschwungene Schrift (wie auf den alten Renn-Alfas!) für einen netten Kontrast, und ein Augenzwinkern richtung genau diese Geschichte. Der schlichte Auftritt ging aber verloren, wie du sagtest passt es irgendwie nicht. Somit habe ich die Schriftzüge wieder entfernt. Danke für die Anregung

Danke für die nette Kommentare

groupracer Ja, gerade das umstrittene hohe Heck macht ihm so unverwechselbar. Wenn man versucht, eine alternative Heckleuchtenlösung auszudenken, wird's schon schwierig. Wie das Centro Stile es gemacht hat ist schon sehr typisch. Die spätere Versionen haben unterhalb der Heckklappe und -leuchten allerlei leisten mit Reflektoren usw. drangepappt: https://upload.wikimedia.org/w…6%29_III_serie_1986_2.jpg

Finde ich eher eine Verschlimmbesserung (= bestes deutsches Wort).

Der Alfa 75 hat ein genauso hohes Heck, da ist die Heckleuchtenstilistik aber beliebter, und vielleicht auch nicht zu unrecht. Zur Erinnerung: https://media.autoweek.nl/m/cmwynyzb8yxa_800.jpg... Mann, ist das der Hammer.

Zitat von Metallhund

Einzig das Alfa Logo an der Front würde ich noch etwas schlanker machen.

Ich hatte ein wenig Angst davor, das zu machen, weil wenn das mit dem schleifen schief geht ist das Teil nur schwer ersetzbar. Aber ich denke du hast recht und ich habe es trotzdem gemacht. Es ist gelungen! Bild folgt noch.

lil'italy Das stimmt, aber die Bburago-Nachbildung ist wohl sehr fett. Ich habe es etwas dünner hinbekommen, es liegt aber immer noch auf. Wirkt schon viel realistischer! Die horizontale Streben könnten auch feiner sein, aber daran werde ich mich nicht wagen. Danke für das glasklare aussagekräftige Bild!