VW 1500 Typ3 24h Spa 1964

  • Hier wieder eine Vorstellung aus der Rubrik "totale Exoten, die im MCF keinen interessieren:kichern:"
    Ich stelle ihn aber dennoch mal vor: VW 1500 Typ 3 Ets d’Ieteren, gefahren von Ben Pon und C. De Moffarts, 24h Spa 1964.
    Ich mochte den Typ 3 schon immer irgendwie.
    Man kennt sie ja eigentlich nur in gepimpter Form, etwas tiefer, Porsche-356- oder Fuchsfelgen, Lemmerz oder Ronal oder wie auch immer die alle heißen, weiße Blinker, durchgehend rote Rücklichter, US-Stoßstangen oder ganz ohne Stoßstange. Vor allem letzteres gefällt mir sehr, ich hatte an meinem Karmann Typ 14 auch mal für kurze Zeit die Stoßstangen ab und stellte fest: die Zigarrenform kommt erst richtig zur Geltung.
    Nun habe ich mir das Buch "The Spa 24 Hours - A History" günstig als Beifang geholt, es gibt erwartungsgemäß für mich nicht sehr viel her, aber die wenigen und zumeist schwarzweißen Fotoabbildungen haben den Fokus erklärtermaßen auf totale Exoten: Autos, von denen man gar nicht gedacht hätte, dass so etwas in Spa am Start war; Maserati Biturbo zum Beispiel. Oder Citroen SM. Oder Mercedes /8.
    Richtig begeistert und überrascht war ich, zu sehen, dass es so kleine, gepimpte, stoßstangenlose Typ 3 auf Porsche-356-Schuhen nicht nur auf Oldtimertreffen, sondern tatsächlich zumindest einmal auch in echtem Einsatz gab, die offensichtlich hübsche Lackierung tat ein übriges.
    Kurz überlegt, ob ich den in 1/18 oder 1/43 bauen soll, habe mich dann trotz erhöhter Kosten (der 1/18 wäre eher billiger gewesen) für 1/43 entschieden.
    Problematisch war es, ein Farbfoto aufzutreiben, als das dann gelungen war, war es gar nicht so ohne, ein Minichamps-Modell zu einem nicht völlig idiotischen Kurs kaufen zu können, ich habe dann die Kosten nochmal zusätzlich gesteigert, da ich mir nicht im Klaren war, ob ich Perlweiß oder Savannahbeige brauche. Eiegtnlich wäre es Safaribeige gewesen, Savannahbeige gab es erst ab 1967.
    In Natura stellte sich dann heraus, dass in der Minichampsfarbwelt Savannahbeige nur eine Winzigkeit dunkler und vor allem bunter kommt als Perlweiss und vor allem der Wirkung auf den beiden Frabfotos, die ich auftreiben konnte, eher näher kommt als Safaribeige mit diesem Grünstich.


    Die kleinen Typ 3 traten damals im Viererpulk an zu diesen stark besetzten und publikumswirksamen 24h Spa, die 1964 zu ersten Mal in der heute bekannten Form ausgerichtet wurden. Bzw., seit ein paar Jahrzehnten kippt das ja wieder und es wird mehr und mehr eine Sportwagenveranstaltung, weniger Tourenwagen, also wieder das, was es zuletzt 1953 war und was damals mangels Publikumsinteresse eingestampft wurde.
    Die vier Autos waren safaribeige, vorbereitet vom heute börsennotierten, 1805 als Karosseriebaubetrieb gegründeten Unternehmen D’Ieteren.
    Ein Auto hatte eine weiße, eines eine rote und eines eine grüne Kofferraumhaube und Frontmaske, Schnelltankverschluß mit Windschutz in der Haube vorn, stark modifizierten Rennsitz, einen aus Gewichtsgründen auf ein Rohrgestell mit Wäscheleine bespannt abgemagerten Beifahrersitz, so etwas Radikales hab ich noch nie gesehen, das war selbst viel später in den frühen 70ern in dieser extremen Form noch unüblich. Üblich hingegen war die Absenz eines Überrollbügels, das hatte bis Ende der 60er kaum irgendjemand, glaube, die BMW 2002 mit ihren streichholzdünnen A-B-C-Säulen waren so ziemlich die ersten.
    Die vier VW Typ 3 traten an, um den Teampreis Coupe du Roi zu holen, der dem bestplatzierten und vollständig möglichst nah beieinander eintrudelnden Team zustand. Obwohl die VW genau das erreichten, wurden zwei aus der Wertung genommen und der Preis stattdessen den Glas 1204 zugesprochen.
    Mir rätselhaft, da fünf andere Autos, die mit bis zu 20 Runden weniger auf der Uhr ins Ziel robbten, durchaus gewertet wurden.:hä::keineahnung:
    Ich habe mich für das Auto mit der roten Haube entschieden, das an 18. Stelle gewertet und von dem bekannten VW-Exporteur Ben Pon gefahren wurde.
    Scheibenwischer hätte ich noch schwärzen müssen, vergessen.
    Die winzige Antenne, die leicht versetzt neben dem Innenspiegel durchsticht, war mir egal, das bricht nur unnötig ab, zu filigran.
    Der Außenspiegel, den ausgerechnet die #315 als einzige hatte, ist aus einer abgesägten Kugelschreiberminenspitze hergestellt.
    Die beleuchtete Startnummerplatte aus Getränkedosenblech mit Leuchten aus Lötzinn.
    Für die Felgen habe ich einen Brumm Porsche 356 geschlachtet.


    Hier endlich Bilder:


    So in etwa kennt man sie heute, gepimpt wie gesagt:



    Hier noch ein Nasenbär:


    Hier das Original mit der #316, das war das Auto mit der grünen Haube:


    Und hier endlich das Modell:












    Hirnrisse kann man nicht kleben.

    16 Mal editiert, zuletzt von area52 ()

  • Sehr hübsches Projektauto, tatsächlich was Unerwartetes auf Rennstrecken und in Rennmodellsammlungen.


    Muss grade echt in mich gehen, um zu wissen, wann ich so einen überhaupt das letzte Mal in real gesehen habe.
    Wahrscheinlich treiben die sich alle auf VW Szenetreffen rum.... auf der Strasse eher nicht.

  • Ach der ist ja hübsch :winken::winken::winken:


    Ich mag die Typ 3 auch sehr sehr gerne, bei uns im Nachbarort gibt es eine kleine rührige Typ-3 Szene, die aber in der Tat kaum Originale sondern nur Bodenschleifer fährt :kichern: Wär hätte gedacht, dass gerade um den "TL" mal so ein Kult entsteht, früher DAS Spießerauto schlechthin, heute eine Kultkarre.


    Aber zurück zu deinem Modell: genial sind einfach die Stahlfelgen, ich bin bei Oldies ja auch ein Stahlfelgenfetischist :D, der kleine 3er sieht einfach klasse aus.


    Ja, und der Ben Pon hat ja auch richtig VW-Geschichte geschrieben, der Holländer war der erts große VW-Exporteur nach dem Krieg und war maßgeblich an der Entwicklung des VW-Busses beteiligt gewesen. Und Rennen ist er eben auch gefahren, bekannt neben den Formel V auch den 904 gefahren und zwar in Knallorange :winken:

  • Ich muß zugeben, der VW Typ 3 war früher, in der Kindheit, so ziemlich das übelste und langweiligste Spießerauto überhaupt für mich, die Stufenheckkarren noch schlimmer als die "Traurige Lösung", das Fließheck, von dem hatte ich ein Matchbox-Modell mit fetten "Superfast"-Rädern, da kam der gar nicht schlecht.


    Aber diese Opa-Schüsseln mit ihrem lahmen Käfermotor... da wäre ich nie drauf gekommen, daß es auch die im Renneinsatz gab. Und unser Tourenwagenpapst Lenn hat sich wieder die passende Verkleinerung gebaut, sehr schön. :sehrgut:

  • Hihi, witziges Spartenmodell. Typ 3 im Trainingsanzug. Warum auch nicht, kann man mal machen.

    Natürlich kannst Du das wieder so machen, aber dann ist es halt wieder falsch.

  • Ja, da kann man sich täuschen, Holger.
    Ich weiss noch, meine Oma hatte einen Freund, den ich Onkel .... (geschwärzt, aus personschutzrechtlichen Gründen:kichern:) nennen sollte, der hatte auch einen sehr späten Typ 3 mit Eisenbahnschienenstoßstangen und Riesenrückleuchten, auf dem Land in erster Hand hielten die Autos ja damals schon länger, der weigerte sich damit, nach Hamburg rein zu fahren, zu viel Verkehr, zu stressig. Trug Pullunder, fuhr wie eine Schnecke, eine ängstliche Schnecke, und passte auch sonst sehr gut zu seinem Typ 3.
    War aber nach meiner Kenntnis im Krieg Fallschirmspringer!
    Und auch in den kleinen Autos steckte offenbar mehr, als man so glauben mag, der schnellste der vier, die #116 mit der grünen Haube fuhr mit Jean Pierre Gaban am Volant eine Trainingsbestzeit von 6,05 Minuten, schnellste Rennrunde war 6,07.
    Das war nur unwesentlich langsamer als die langsamsten der Minis, drei Opel Kadett schafften im Training nur 6, 19, 6,38 und 7,15, Jacky Ickx (!) und Teddy Pilette (!) in einem Ford Cortina im Training auch nur 5,20, kamen allerdings mit dem Auto durch, die wahnsinnig schnellen Alan-Mann-Cortina mit Whitmore, Gardner, Taylor schafften zwar 4,46 und 4,55, aber jeder wusste, dass die im Rennen nur ein paar Runden halten, war auch so.
    Die Erst- und Zweitplatzierten, die einzig überlebende Heckflosse und der einzig überlebende BMW 1800 waren Trainingszeiten von 4,56 und 4,55 gefahren. Die beiden anderen Heckflossen waren in etwa so schnell wie der Whitmore-Cortina, aber fielen aus.
    Die Typ 3 kamen alle durch, das war ausgesprochen ungewöhnlich damals.

    Hirnrisse kann man nicht kleben.

    2 Mal editiert, zuletzt von area52 ()

  • Ja, zuverlässig waren die bestimmt, waren ja im Prinzip Käfer... und selbst der Käfer wurde ja auf Rundstrecke(?) und Rallye eingesetzt.
    Die schnellen Cortinas waren wahrscheinlich so schnell wie die Hundeknochenescorts, die habe ich ja schon öfter bei Spa Classic gesehen, die gehen wirklich gut ab. Oder ist das eine unzulässige Folgerung?;)


    Wie auch immer, Deine Tourenwagensammlung ist um einen Exoten reicher, klasse!

  • Der Typ3 ist schon klasse, besonders als Kurzschnauzer. Da habe ich mir von Minichamps auch alle drei Karosserievarianten gegönnt. Beim Typ 3 würde ich im Original allerdings eine sichtbar gepimpte Variante - am besten im Cal Look - der Serienversion vorziehen.
    Auf Porsche-Stahlfelgen kommt das Modell auch gut. Und du hast recht: ohne Stoßfänger past das auch optisch, aber den alten Boxer-Modellen steht eigentlich alles, von nackt bis Chrom mit Bügeln.


    Dass der Typ3 auch mal auf der Langstrecke eingesetzt wurde, war mir gar nicht so bewusst. Obwohl man sich das fast hätte denken können, dass damals im Prinzip fast jedes Auto auch mal auf seine Renntauglichkeit geprüft wurde.
    Ein Typ3-Rennfahrzeug fällt mir allerdings doch ein: der australische Typ mit Chevy V8-Motor von Bryan Thomson mit sensationeller Livery:
    https://i.pinimg.com/564x/6d/c…e186ae7986cc862b4dcf2.jpg
    Gib's auch als rares Resine-Modell, konnte ich mir damals aber nicht leisten.


    Dein Umbau ist auf jeden Fall eine ungewöhnliche Ergänzung in deiner Tourenwagen-Sammlung. Aber du hast ja geschrieben, dass damals einige Exoten unterwegs waren. Der Citroen SM z.B. ist ja auch gegen Ende im Buch Tourenwagen 1970-1975 schön abgelichtet. Dass jemand sich dazu entschlossen hat, den Raumgleiter um die kurven zu jagen, mutet irgendwie absurd an.


    Ich habe vor einigen Wochen mal gesehen, dass in Spa damals auch das Audi 100 Coupe S eingesetzt wurde -einer meiner Lieblings-Audis. Vielleicht ist dir demnächst da auch mal nach einem Umbau. Mich würde es jedenfalls freuen. Ich weiß jetzt allerdings auch nicht wie gut da die Verfügbarkeit von Vorbildfotos ist.

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