Cobra Daytona Coupe 1964
CSX 2287 "The Prototype"
Le Mans 1964 (Chris Amon / Jochen Neerpasch)
Die Idee zum Bau des ersten Prototypen eines Cobra Coupes, das Ford 1965 den bis heute einzigen Sieg in der GT-Marken-
Weltmeisterschaft bescheren sollte, entstand im Oktober 1963. Zum Jahreswechsel 63/64 wurde innerhalb weniger Wochen
auf Basis des Cobra 289 Chassis mit der Nummer CSX 2287 eine komplett neue Aluminiumhülle gedengelt. Die Bezeichnung
Cobra "Daytona Coupe" entstand mit dem ersten Renneinsatz bei der Saisoneröffnung am 16. Februar 1964 zu den
2000km von Daytona. Das von Shelby gemeldete Coupe konnte sich dabei eindrucksvoll in Szene setzen: Shelby neue
Wunderwaffe hatte im Qualifying den für die Saison 64 komplett überarbeiteten 250 GTO (P.Rodriguez u P. Hill) mehr
als 3 Sekunden abgenommen. Das "viking-blue" lackierte Cobra Coupe ging von der Pole-Postion ins Rennen. Bis zu seinem
Ausscheiden (durch Brand, der während eines Boxenstopps ausgelöst) hatte Shelbys GT Coupe nach einigen Stunden einen
Vorsprung von 2,5 Runden herausgefahren und war bei seinem ersten Auftritt gleich zum Publikumsliebling geworden.
Bei seinem zweiten Einsatz zu den 12 Stunden von Sebring am 21.3.1964 konnte das Coupe sein Potential erneut unter Beweis
stellen. Mit der sechstschnellsten Rundenzeit inmitten der Sportprototypen qualifiziert, erreichte CSX 2287 den 4. Gesamtrang
und damit seinen ersten Sieg in der GT-Klasse. Dies abermals mit grossem Vorsprung vor den Ferrari 250 GTO. Bis zum Le Mans
Test im April 64 blieb der Prototyp das einzige Coupe. Es waren aber bereits weitere Chassis der 289 Roadster zum Aufbau weiterer
Coupes in das norditalienische Modena geliefert, so dass Shelby dem amerikanischen Coupe zu den 24 Stunden von Le Mans
1964 erstmals ein zweites Fahrzeug zur Seite stellen konnte.
CSX 2299, ebenfalls viking-blue lackiert wurde für Dan Guney und Bob Bondurant gemeldet. Dieses Coupe war in Italien
gefertigt worden und hatte wie auch die noch folgenden vier Wagen einen gegenüber dem Prototypen etwas höheren Dachaufbau,
zudem geänderte Scheinwerfereinfassungen mit anderen Abdeckungen erhalten. Die Änderungen gegenüber der Prototypenform
waren eher zufällig entstanden, denn gegenüber der ursprünglichen Planung stand CSX 2287 selbst nicht für die Massgabe bei der
Carozzeria Gran Sport zur Verfügung. Der etwas flacher gebaute CSX 2287 soll gegenüber seinen Nachfolgern eine um 10 Meilen
höhere Geschwindigkeit erreicht haben, auf der Hunandieres wurden 199 Meilen (320 kmh) gemessen. Die ansonsten baugleichen
Coupes waren zwischenzeitlich beide mit ringförmigen Heckspoilern versehen, welche die Stabilität bei hohen Geschwindigkeiten
wesentlich erhöhten.
Der von Neerpasch und Amon pilotierte amerikanische Prototyp CSX 2287 wurde, nach 12 Stunden in der Gt Klasse führend
wegen unerlaubter Starthilfe auf Beschwerde von Ferrari disqualifiziert. Für Jochen Neepasch und Chris Amon war das Rennen
gelaufen. Allerdings konnten Gurney und Bondurant mit CSX 2299 die 24 Stunden von Le Mans auf dem 4. Gesamtrang und
vor den beiden 64er Ferrari 25O als Gt Sieger beenden.
Bild links @ cobraferrariwars.com Foto rechts : Bernhard Cahier @ f1-photo.com(Le Mans 1964 Jochen Neerpasch)
Gegen die neuen Cobra Coupes war Ferrari selbst mit den aerodynamisch weiterentwickelten und teils nochmal erstarkten
250 Gto hoffnunglos unterlegen. Da Ferrari jedoch von Beginn an eine ganze Armada 250 GtO eingesetzt hatte und die Cobra
Coupe erst zur Saisonmitte debütierten, gewannen die Italiener 1964 die dritte Meisterschaft in der Gt Klasse. Abgesichert
wurde dieser Sieg auch durch Intervention Ferraris zu dem 4h Rennen in Monza. Da man zu diesem Zeitpunkt in der Meister-
schaftswertung nur knapp vor Shelby führte, fürchetet Ferrari eine Niederlage vor heimischem Publikum. Jedenfalls wurde die
Teilnahme der Gt Fahrzeuge in Monza von der FIA Sportbehörde ersatzlos gestrichen und damit auch aus der Wertung für
die Markenweltmeisterschaft genommen ! Bereits nach Le Mans 1964 hatte Ferrari die Werkseinsätze des 250 GtO beendet.
An dessen Stelle bzw. als Nachfolger sollte der bereits 64 eingesetzte 250 LM treten und als Gt homologiert werden, was Ferrari
aber verweigert wurde. Shelby wiederum, der im Spätsommer 64 bereits drei Coupes gemeldet hatte, liess für 1965 drei weitere
Coupes in Italien bauen, mit denen Shelby 1965 konkurrenzlos und nach Belieben 1965 den Gt-Titel für Ford einfahren konnte.
Der Prototyp des Cobra Coupes, CSX 2287 kam später abermals nach Europa, trat 1965 erneut bei den 24 Stunden von Le Mans
an, schied dort aber vorzeitig aus. Am 2. November 1965 meldet sich der Renndirektor von Good-Year bei Shelby, um ihn um
einen Gefallen zu bitten: Goodyear führte Weltrekordfahrten auf dem Salzsee von Bonneville mit den Piloten Craig Breedlove und
Walt Arfons auf deren "spirit of america" durch. Allerdings mussten die von good-year gesponserten Rekordfahrzeuge einer
ausführlichen Wartung unterzogen werden. Da die Regularien vorsahen, dass man bei einer Anmietung den Salzsee auch benutzen
bzw. andernfalls die Strecke für deren Konkurrenten Firestone hätte freigeben müssen, wurde Shelby kurzerhand gebeten, ein
geeignetes Fahrzeug herauszugeben. CSX 2287 war das einzige zur Verfügung stehende Fahrzeug, das gerade von einer Roadtour
anlässlich des Gewinn der Weltmeisterschaft für GT in Shelbys Werkstatt zurückgekehrt war.
CSX 2287, der bereits Anfang der Saison 65 in guardsman-blue umlackiert worden war und noch immer die Startbeklebung
mit der Nr. 10 aus seinem letzten Einsatz (in Le Mans) trug, stellte bei seinem mehrtägigen Einsatz auf der Salzpiste 23 nationale
und internationale Rekorde auf. Nach Ablauf der 1965 Rennsaison hatten Ford and Shelby ihr Interesse an den Daytona Coupes
verloren, da sie voll auf das GT40 Projekt setzten und Ford keine interne Konkurrenz dulden wollte. Die Coupes blieben so noch
eine Zeit in England, wurden aber wieder zu ShelbyAmerican zurückgeschickt, um die in England geltenden exorbitant hohen Zölle zu
umgehen. Angeblich soll Ford sogar die Verschrottung der verbliebenen Coupes gefordert haben. Jedenfalls fand sich keine weitere
Verwendung für die ausgedienten Rennwagen und Shelby verkaufte die sechs Coupes später zu einem Stückpreis von ca. 5000 Dollar.
CSX 2287, der Prototyp und das einziges in Shelbys Workshop (Venice, Kalifornien) gefertigte Daytona Coupe fand in dem Slotcar-
Produzenten Jim Russel ("Russkits") einen zunächst dankbaren Abnehmer. Dieser liess den Wagen zum Strassenverkehr zu, wofür er
unter anderem 8 "Smithy"-Schalldämpfer an die vorhandene Auspuffanlage schweissen und das Interieur bei einer von Shelby
empfohlenen Werkstatt aufwerten liess. Ein, zwei Jahre später muss ihm offensichtlich die Lust vergangen sein: Das Daytona
Coupe war nicht gerade "alltagstauglich" oder als Boulevard-Cruiser geeignet, sondern sorgte als "cop-magnet" vielmehr für einigen
Ärger. Auf die Verkaufsanzeige bei Road&Track meldete sich Musikproduzent Phil Spector, der das Cobra Coupe in seinem Anwesen
oben in den Hollywood Hills vorfahren liess. Spector soll das Auto nicht näher inspiziert haben, kam lediglich die Auffahrt herunter und
liess den Motor kurz starten. Hiernach einigte er sich auch gleich mit dem Verkäufer und stellte einen Scheck über 7.500 Dollar aus.
Spector hatte bis 1965 bereits einige erfolgreiche Hits produziert und es zu einem gewissen Ruhm gebracht. Zum Zeitpunkt des
Kaufs, etwa 1967 dürfte es aber etwas "still" um den zurückgezogen lebenden Exzentriker geworden sein: Als sei das Cobra Coupe
nicht schon auffällig genug, schien es Spector ein Bedürfnis, das Auto zusätzlich mit großen gelben Lettern verzieren zu lassen.
Darauf wurde CSX 2287 als "GtChampion", die Spitzengeschwindigkeit von 227 mph und fälschlich der motor als 427er cci Motor deklariert.
Aber wie schon bei dem Vorbesitzer schien Spector allmählich die Freude an dem Rennwagen mit Straßenzulassung zu verlieren. Nachdem
sich einige Strafzettel angehäuft hatten, soll Spector von seinem Anwalt gedrängt worden sein, sich möglichst rasch von dem Auto zu
trennen.
Der weitere Verbleib des Rennwagens und seiner rechtmässigen Besitzer wurde erst mehr als 30 Jahre später publik und hätte
durchaus das Zeug für einen Hollywoodstreifen! Nur als kurze Zusammenfassung: Spectors langjähriger Bodyguard und
treuer Weggefährte,der Ex-Cop George Brand, hatte das Cobra Coupe für 1000 Dollar von Spector übernommen.Und dann war da
Brands Tochter, eine gewisse Donna o Hara, die mit dem Wagen selbst noch ein paar Ausflüge unternahm und das Daytona Coupe
bereits 1972 in einer Garage einlagert haben muss. Über Jahrzehnte hatte sie immer pünktlich die Miete überwiesen und verlor bis zu
Ihrem tragischen Freitod kein Wort mehr über das Auto ! Zwar dürften bereits Ende der 80er Jahre entsprechende Hinweise auf O Hara
zu Insidern durchgesickert sein, woraufhin sie auch mehrfach von Sammlern kontaktiert wurde. Aber sowohl bei Shelby, der sie persönlich
aufsuchte (sie später als "cooky" bezeichnete) als auch nach Millionen-Offerten blieb O Hara standhaft und war nicht willens, den
Aufenthaltsort der "lost Cobra" preizugeben bzw. sich überhaupt auf einen Verkauf einzulassen. Erst 2001 sah Amerikas Rennsportlegende
wieder Tageslicht, diese Geschichte mit all Ihren Wirrungen und Ungereimtheiten ging bereits 2002 mehrfach durch die Presse
und macht seither einen Teil des Mythos des ersten Cobra Daytona Coupes aus. CSX 2287 ging in Besitz des Neurochirugs Frederick
Simeone, der die Cobra als einen der Höhepunkte seiner umfangreichen Sammlung in Philadedelphia ausstellt. Von den vielen
Geschichten der "lost Cobra", fand ich die (dt übersetzt) "Tod, Täuschung und die 4 Millionen-Cobra" betitelte Story von car and
driver besonders lesenswert :
http://www.caranddriver.com/fe…e-4-million-cobra-feature
zum Modell: ist ja schliesslich auch ne Legende ! Habe seit Ewigkeiten eine weisse 65er Ford of France und "brauchte" eigentlich keine zweites Modell. Aber das Gros aktueller "Modellneuheiten" reizt mich nicht und so hatte ich mir für nen schmalen taler dann als Ergänzung den vikingblauen, frühen 64er Cobra Coupes : schöne Farbe, ich mag die Felgen silber (statt weiss) sowie die Öffnungen und anders positionierten Rückleuchten am Heck der frühen Versionen. Ausserdem transparente (statt schwarz getönte) Heckscheiben. Erst nach Kauf bemerkte ich, mit No 6 zufällig die einzige Version des Prototyps erwischt zu haben. Auch wenn alle anderen Versionen von Exoto absolut korrekt umgesetzt wurden, No 6 ist es nicht, denn die Formgebung des Prototyps war doch etwas anders als bei ihren 5 Nachfolgern: So hatte CSX 2287 ein ca 5cm niedrigeres Dach und anders eingefasste Scheinwerfer. Ausnahmsweise ist mir das aber egal und es wäre wirklich zu viel verlangt, dass Exoto eigens für den Prototypen neue Formen am Dach und der Einfassung aufgelegt hätte. Das wär schon eher was für Resine. Was den "Fortschritt" in bald 20 Jahren anbetrifft: Bis auf heutigen Verzicht auf doglegs, evtl. noch detailliertere Ausgestaltung des Motor- oder Innenraums u. eine realistischere Umsetzung der Scheinwerfer sehe ich kein Potential nach oben und find dieses Modell aus 1997 immer noch große Klasse! In Sachen Verarbeitungsqualität ist die Exoto-Cobra sowieso unerreicht und scheint (fast) unverwüstlich: Mein weisses Daytona Coupe war schon mehrfach böse gestürzt, hatte sicher aber bis auf etwas "verrutschte" Haubenpassung, die sich allerdings durch kräftigen Zug auf die robusten Scharniere wieder richten lässt, keinerlei Schäden.